Joint Venture von LH Group und Singapore (Ausgabe 2015-47)

Druck fördert Partnerschaften

Oft schon wurde Sinn und Zweck der drei Luftfahrt-Allianzen Star Alliance, Oneworld und Skyteam hinterfragt. Ausser harmonisierten Vielfliegerprogrammen, einem weltumspannenden Netzwerk, zahlreichen Codeshares und den Around-the-World-Tarifen waren vordergründig keine grossen Vorteile ersichtlich. Das immer wieder prophezeite Ende dieser Bündnisse ist bisher ausgeblieben. Dafür verantwortlich sind auch die Joint Ventures, die unter Allianz-Airlines auf von ihnen gleichzeitig verbundenen Märkten vereinbart und umgesetzt werden. Die kommerzielle Komponente dieser Joint Ventures geht weit über die übliche Bündnis-Zusammenarbeit hinaus und unterstreicht den wahren Wert von Allianzen.

Bisher konzentrierten sich die Joint Ventures mehrheitlich auf den Transatlantik- und Pazifik-Verkehr. Nicht vewunderlich, werden doch in den USA mit einem Abkommen gleich viele wichtige Ziele abgedeckt. In Asien hingegen, einem schwierigen, fragmentierten Markt, sind Verhandlungen mit jedem einzelnen Land mit viel Bürokratie verbunden.

Der Druck der Carrier aus Middle East sowie durch Turkish Airlines zwingen europäische Carrier nun aber, diesen Aufwand auf sich zu nehmen, statt sich innerhalb der gleichen Allianz weiter zu bekämpfen – wie es etwa Swiss und Singapore Airlines bisher taten. Die Frage, wer davon profitieren konnte, erübrigt sich. 

Nun einigten sich die Lufthansa Group mit ihren Verbundairlines Swiss und Aus-trian sowie Singapore Airlines mit Tochter Silk Air auf ein Joint Venture zwischen Europa und Singapur. Das sogenannte «Revenue Sharing» – das Teilen der auf diesen Strecken erzielten Erlöse als Teil des Deals – zeigt auf, zu welchen Schritten man bereit ist, wenn man unter Druck steht. Die Unternehmen bleiben finanziell weiterhin unabhängig. Doch wer weiss, ob die zukünftigen Entwicklungen im Luftverkehr auch in diesem Bereich noch engere Arten der Zusammenarbeit fördern oder gar notwendig machen werden.

Urs Hirt