Kämpferische Branche (Ausgabe 2007-19)

Jean-Claude Raemy zur Auseinandersetzung TO/Politik

In den letzten Wochen stemmten sich gleich zwei Mal Vertreter aus der Tourismusbranche gegen Entscheide der Obrigkeit – beide Male mit zumindest vorübergehendem Erfolg.

Zunächst erliess das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) neue, der EU-Regelung angepasste Einfuhrbestimmungen für Fischerei- oder Jagderzeugnisse, und schlug dabei Gewerbe/Handel über denselben Leisten wie Privatpersonen. Das war für Reiseanbieter, die Fischer in die Welt schicken, zuviel. Der Fishermen Travel Club (FTC) und Skytours beispielsweise haben zahlreiche Kunden, die in Alaska oder Kanada gefangenen Lachs auch künftig in die Schweiz einführen möchten.

Peter Wilhelm (FTC) wurde beim BVET vorstellig mit der Bemerkung: «Es kann nicht angehen, dass sich die ganze Touristikbranche und die Fischer oder Jäger den Arbeitszeiten einer grenztierärztlichen Kontrolle zu beugen haben.» Aufgrund der Kurzfristigkeit der Gesetzesanpassung konnte nun erreicht werden, dass die strengere Regelung nicht wie vorgesehen ab 1. Juli in Kraft tritt, sondern erst ab 2008 Gültigkeit haben wird. Diese Zeit muss nun genutzt werden, um mit Partnern und Kunden eine gangbare Lösung zu finden. Wilhelm gibt sich kämpferisch und hofft auf Unterstützung vom SRV – die Problematik betreffe nämlich rund 4000 Privatpersonen aus der Schweiz pro Jahr, also die ganze Reisebranche. Ob er Erfolg haben wird, ist aber zu bezweifeln: Schliesslich ist die Regelung in der EU längst in Kraft und scheint dort niemandem mehr Probleme zu bereiten.

Der zweite Fall betrifft die Abschaffung eines Steuerrabatts auf touristische Leistungen in Kanada, der per 1. April eingeführt worden war. Das beherzte Eingreifen von deutschen und niederländischen TOs – unter Androhung eines Boykotts der grössten kanadischen Reisemesse – zeigte Früchte: Die Regelung wurde zu weiten Teilen aufgehoben; obwohl noch einige Details zu klären sind, ein eigentlicher Sieg der Reisebranche. Obwohl die Schweizer Kanada-Veranstalter grundsätzlich einig mit ihren ausländischen Kollegen waren, war der «Elan in gemeinsamer Sache» nicht da. Ganz Schweiz-üblich behielt man da den Beobachter-Status bei.

Die Branche hat bewiesen, dass mit beherztem Eingreifen politische Entscheide wenn nicht umgestossen, so zumindest in eigenem Interesse angepasst oder aufgeschoben werden können. Das muss als ermutigendes Zeichen gewertet werden.