Katars grosser Plan: Verdreifachung der Zimmer und der Gäste (Ausgabe 2016-15)

Das Emirat will bis 2030 vor allem im Leisure-Bereich kräftig aufholen.

In Middle East wächst eine neue Tourismus-Destination heran: Katar. Hierzulande höchstens als Business-Ziel bekannt, hat das Emirat an der Ostküste der Arabischen Halbinsel nun fest vor, auch im Leisure-Bereich voll anzugreifen. Wurden 2012 noch 2,6 Millionen Einreisen im Emirat gezählt, soll diese Zahl im Jahr 2022 auf 4 bis 5 und bis 2030 auf 7 bis 9 Millionen steigen. «Das meiste Wachstum wird aus dem Leisure-Bereich kommen», sagt Rashed Saeed Al-Qurese, Marketing-Direktor der Qatar Tourism Authority, im Gespräch mit TRAVEL INSIDE. Das Verhältnis 70:30 (Business:Leisure) soll sich bis 2030 nahezu umkehren, die Anzahl Hotelzimmer von derzeit 19000 auf 62000 anwachsen. Natürlich werde die Fussball-WM 2022 Katar einen grossen Bekanntheits-Schub bringen, so Al-Qurese. 

Zu den ersten Schritten der neuen Strategie gehörte im November 2015 die Lancierung einer Destinationsmarke, mit welcher nun alle touristischen Angebote gebrandet sind. Dass der deutschsprachige Markt ein Fokus ist, zeigte sich mit der Eröffnung einer Qatar-Tourism-Vertretung für die DACH-Region in München vor zwei Jahren. Der Tourismus in Katar befinde sich in den Kinderschuhen, sagt dort Marketing Manager Sarah Zehrlaut. Dies habe für Touristen derzeit den Vorteil, dass sie eine ganz neue Feriendestination entdecken könnten und zudem sowohl in der Wüste als auch in den Gassen der Souks noch kaum auf andere Touristen träfen.

Den Reisebüros, mit denen gemeinsam man Katar entwickeln wolle, legt Zehrlaut für die Kundenberatung folgende Argumente ans Herz: In Katar gibt es 560 Kilometer Stand. Für westliche Gäste empfehlen sich jedoch die Hotelstrände, da an den öffentlichen Männer und Frauen getrennt und auch die Kleidervorschriften islamisch geprägt sind. Zudem sehenswert: The Pearl Qatar – eine künstliche Insel vor der West Bay mit millionenschwer bestückten Yachthäfen, Hotels und luxuriösen Boutiquen. Weiter empfiehlt Zehrlaut das Museum für Islamische Kunst mit Werken aus 14 Jahrhunderten; Shoppingmalls mit Eislaufbahn und Gondelfahrt auf dem Indoor-Kanal; die geschützte Wasser- und Dünenlandschaft am Binnenmeer Chaur al-Udaid; eine Stadtrundfahrt mit einer traditionellen Dhau und einen Besuch auf Dohas Souk Waqif: «Hier können Sie sehen, wie ein Ferrari vorfährt und sich der gut betuchte Herr nach dem Aussteigen eine Schubkarre schnappt zum Einkaufen», beschreibt Zehrlaut eine ihrer Lieblingsszenen. Ein Erlebnis seien die vielen luxuriösen Hotels in Doha wie The Torch mit Aussichts-Pool im 17. Stock. Hotels ausserhalb Dohas seien noch eher rudimentär. 

Laut Al-Qurese will sich Katar als «Weltklasse-Drehkreuz mit tiefen kulturellen Wurzeln» darstellen. Dazu gehört der topmoderne Hamad International Airport, von wo aus derzeit 140 Ziele in aller Welt angeflogen werden, ebenso wie das neue Bildungsprojekt «Embrace Doha», das zur Verständigung der Kulturen in Katars Hauptstadt beitragen soll. U.a. können Besucher einen Tag mit einem echten Katari verbringen. Diese machen übrigens gerade einmal 20% der Einwohner des international geprägten Emirats Katar aus.

SG