«Kein anderer Schweizer Flughafen hat ein dermassen attraktives Einzugsgebiet wie Bern» (Ausgabe 2016-15)

Maurizio Lavio verantwortet seit Anfang Jahr das Schweiz-Geschäft von BMI Regional, das bisher nur aus der Strecke Bern–München besteht. Er sieht noch viel Potenzial für die Airline.

BMI Regional fliegt seit einem Jahr ab Bern, Sie sind seit gut drei Monaten mit an Bord. Wie fallen diese beiden Zwischenbilanzen aus?

Unser CCO Jochen Schnadt hat es klar formuliert: «Wir wollen langfristig im Markt Bern tätig sein.» Diese Botschaft wurde von den Reisebüros, Geschäfts- und Privatkunden sehr positiv aufgenommen. Meine Ernennung zum Verkaufsleiter Schweiz hat Vertrauen geschaffen und BMI Regional ein Gesicht gegeben. Beides hatte am Anfang gefehlt. Ich konnte bereits einiges bewirken und es wurden schon etliche Verträge mit Geschäftskunden unterzeichnet. Fazit: Wir sind definitiv in Bern angekommen!

Ihre Airline wurde nicht allzu freundlich in Bern empfangen: Skywork wehrte sich beim Flughafen gegen den neuen Mitbewerber. Wie erleben Sie das Verhältnis zwischen BMI, Skywork und Flughafen inzwischen?

Die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Bern ist sehr gut. Wir werden tatkräftig unterstützt und die Kommunikationswege sind sehr kurz. Es ist ja auch im Interesse des Flughafens und des Wirtschaftsstandorts Bern, dass die Passagierzahlen steigen. Zu den Mitarbeitern von Skywork pflege ich ein freundschaftliches Verhältnis. Bern ist klein und man kennt sich. 

Hand aufs Herz: Macht es wirklich Sinn, dass vom kleinen Markt Bern aus zwei Airlines dieselbe Strecke fliegen?

München ist ein wichtiger und schnell wachsender Hub für uns, mit mittlerweile 160 Flügen pro Woche. Die Berner Kunden können alle Vorteile nutzen, die München als unser Drehkreuz und unser Codeshare-Abkommen mit Lufthansa bieten. Das Produkt BMI ist ein völlig anderes – attraktiver Tagesrand mit modernen und komfortablen Jets, Zugang zum Lufthansa-System und im erweiterten Sinne natürlich auch Star Alliance, der mehrfach ausgezeichnete Terminal 2 etc.

Wie hoch ist denn der Transit-Anteil?

Der Anteil der Transit-Passagiere beträgt mehr als ein Drittel. Die beliebtesten Umsteigeverbindungen sind Tokio, Mexiko City, Bremen, Berlin, Stockholm, Hamburg, Amsterdam und Brüssel und auch unsere eigene Brünn-Strecke. Mit unseren neuen Destinationen – Southampton, Norrköping, Rostock und Bergamo – erwarten wir einen weiteren Nachfrageschub für unsere Umsteigeverbindungen.

Zu Beginn hörte man, dass die BMI-Maschinen relativ leer von Bern nach München fliegen. Und heute?

Die Embraer 135 mit ihren 37 Sitzplätzen sind mittlerweile mehr als zur Hälfte ausgelastet. Seit Januar setzt sich der positive Trend fort. Wir sehen aber noch deutliches Potenzial, diese Zahlen zu steigern. 

Wo liegen die Chancen und Risiken im Markt Bern für Ihre Airline? 

Kein anderer Schweizer Flughafen hat ein dermassen vielfältiges und attraktives Einzugsgebiet wie Bern. Es leben hier zwei Millionen Personen, 4000 international tätige Firmen sind ansässig, die grössten Schweizer Tourismusregionen (Berner Oberland und Oberwallis) liegen vor der Haustüre, jährlich werden zehn Millionen Übernachtungen generiert und Bern ist die Hauptstadt. Das Potential ist vorhanden, und Bern Airport und die Berner Wirtschaft haben ein starkes Interesse an neuen Flugverbindungen. Mit unserer Embraer haben wir auch die ideale Grösse, um Flughäfen wie Bern zu bedienen. Wir sehen mehr Chancen als Risiken. Aus diesem Grunde sind wir auch hier.

Wie wird Ihre Airline in der Schweiz wahrgenommen? Wollen die Schweizer mit einer englischen Airline von Bern nach Deutschland fliegen? 

Der Name BMI ist in der Branche bekannt. Im Verkauf muss der Name dem Kunden meistens noch buchstabiert werden. Meine Aufgabe ist, BMI Regional in der Region noch besser zu verankern und ein gewinnbringendes Image zu verleihen. Mittlerweile sind sich die Passagiere gewohnt, mit einer ausländischen Airline ab der Schweiz in ein Drittland zu fliegen. Dazu kommt, dass sich BMI Regional immer mehr als paneuropäisches Produkt etabliert. So fliegen schon heute über 50% aller Flüge über unsere Hubs in München und Frankfurt.

Was sind die weiteren Pläne der Airline in der Schweiz? 

Mittelfristig ist eine Erhöhung auf drei tägliche Verbindungen möglich und wir prüfen auch das Potenzial für neue Destinationen. Wir sind im Gespräch mit diversen potenziellen Partnern über neue Kooperationen. Möglichkeiten bestehen auch im Charter- und Ferienfluggeschäft. Und wir möchten wieder englische Skitouristen ins Berner Oberland bringen. 

SJ