Klimaschutz-Abgabe: Swiss wartet auf Beschluss der EU (Ausgabe 2007-09)

Lufthansas überraschende Ankündigung, eine freiwillige Klimaschutzabgabe einzuführen, hat auch diesseits des Rheins zu Reaktionen geführt.

Ob Lufthansa-Tochter Swiss auch in der Schweiz eine solche Abgabe einführen wird, ist noch nicht entschieden. «Swiss will die Entwicklung in der EU abwarten, auch bezüglich der Möglichkeiten zum Emissionshandel», sagt Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel. Die Swiss wird in dieser Frage selbstständig entscheiden und nicht automatisch das Vorgehen der Lufthansa übernehmen. Schon am Montag hatte Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel der Presse erklärt, dass Air Berlin auch keine Klimaschutzabgabe einführen werde: «Wir springen nicht auf jeden Zug auf. Es macht nur das Sinn, was wirklich der Umwelt nützt.»

Der Handel mit CO2-Zertifikaten gilt als Weg, um mit möglichst geringen Kosten den Ausstoss klimaschädlicher Substanzen zu verringern. Unternehmen, die vergleichsweise sauber produzieren, können Zertifikate verkaufen. Wer stärker verschmutzt, muss zukaufen.

Freiwillige Klimaschutzabgaben können schon seit Jahren in der Schweiz bei Myclimate bezahlt werden. Myclimate-Sprecherin Kathrin Dellantonio klärt auf: «Der Handel mit CO2-Zertifikaten und freiwillige Klimaschutz-Abgaben sind zwei verschiedene Dinge. Sollte die EU den Emissionshandel einführen, heisst das noch lange nicht, dass die Passagiere zukünftig klimaneutral reisen.» Die freiwillige Klimaschutzabgabe wird immer populärer. Wurden im Jahre 2003 durchschnittlich pro Monat erst 25 Myclimate-Tickets gebucht, waren es im November 2006 schon 561. 2005 konnte ein Kompensationsertrag von fast CHF 430000 verzeichnet werden. Über 85% der Erträge wurden für Klimaschutzprojekte, unter anderem im Himalaya, in Indien sowie Eritrea aufgewendet. 

Swiss findet das Projekt Myclimate mit freiwilligen Passagierbeiträgen sehr interessant und verfolgt die Situation aufmerksam. Kuoni geht noch weiter. Der Umweltbeauftragte von Kuoni Schweiz, Matthias Leisinger, erklärt: «Wir sind zwar nicht offizieller Partner von Myclimate. Doch wenn sich ein Kunde für den Klimaschutz interessiert und seinen Beitrag dazu leisten möchte, verweisen ihn unsere Filialmitarbeitenden auf die Myclimate-Homepage.» Kuoni hat zum heutigen Zeitpunkt auch nicht vor, offizieller Partner von Myclimate zu werden. «Wir suchen eine Gesamtlösung für den ganzen Kuoni-Konzern und betrachten nicht einzelne Sparten wie Transport oder Unterkunft isoliert, sondern wollen den Tourismus als Ganzes mit in die Diskussion einbeziehen. Hier sehen wir für die Umwelt den grösseren Nutzen», so Leisinger.

Neben Travelhouse, Globetrotter und Kontiki-Saga ist Baumeler seit Jahren offizieller Partner von Myclimate. Baumeler-Chef HansWiesner – er sitzt im Stiftungsrat von Myclimate – begrüsst die Lufthansa-Initiative. «Es wäre schön, wenn die Swiss nachziehen würde», meint er. Doch solle man die Verantwortung nicht nur auf die Fluggesellschaften abschieben. Jeder einzelne müsse Verantwortlichkeit zeigen. «Ich bezahle meine Klimaschutz-Tickets immer aus eigener Tasche. Und als Reiseveranstalter müssen wir mehr Verantwortung übernehmen», erklärt Wiesner. Er hofft, dass die SRV-Mitglieder mit gutem Beispiel vorangehen und im November klimaneutral an ihre Generalversammlung nach Kairo reisen werden.
 
Guido Casanova