Konnte Germania ihren Auftrag nicht erfüllen? (Ausgabe 2015-38)

Offenbar lief die Zusammenarbeit beim Projekt «Holidayjet» nicht rund.

Seit Hotelplan Suisse das vorläufige Ende des Projekts Holidayjet mit der Germania Flug AG bekannt gegeben hat, brodelt die Gerüchteküche. Weil ein Rechtsverfahren hängig ist, gibt es keine offiziellen Stellungnahmen. Allerdings ist nun aus Hotelplan-nahen Kreisen von grösseren Unstimmigkeiten in der Zusammenarbeit zu hören. Von Slotproblemen ist die Rede, von einem Airbus A321, der statt des kleineren A319 plötzlich aufgeboten wurde, und von verändertem Geschäftsgebaren nach dem CEO-Wechsel bei der Germania in Deutschland im Oktober 2014.

Zu den Gerüchten will sich Tim Bachmann, Leiter Touroperating Shorthaul bei Hotelplan Suisse, mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äussern. Zum Thema Slots bestätigt er auf Anfrage von TI jedoch: «Die Germania Flug AG konnte ihr ursprünglich zugesagtes Flugprogramm in der Hochsaison des Sommers 2015 aufgrund von Slotproblemen nicht durchführen.» Ein Blick auf die veröffentlichten Charterflüge von Hotelplan Suisse bestätigt: Mehrere Rotationen, die im letzten Dezember noch als Holidayjet-Flüge angekündigt waren, wurden im Juli plötzlich als Helvetic-Airways-Flüge ausgewiesen. Konkret handelt es sich um Rotationen zwischen Juli und September von Zürich nach Heraklion (Freitag), Kos (Samstag), Rhodos (Donnerstag) und Larnaca (Montag). 

In der Hochsaison seien Slotprobleme nichts Ungewöhnliches, lässt Bachmann wissen. In diesem Fall habe man jedoch auf einen anderen Partner ausweichen müssen. Durch die Slotproblematik sei es zu grös-seren Verschiebungen gekommen, und die geplanten zwei Rotationen pro Tag wären für den Holidayjet nicht mehr möglich gewesen. Bis Ende September fliegen auf den genannten Rotationen statt des Holidayjet (A319 mit 150 Plätzen) die Embraer 190 von Helvetic (112 Plätze). Ab Winterflugplan setzt Hotelplan Suisse dann sowieso auf Helvetic Airways und Air Berlin. 

Laut Urs Pelizzoni, Verwaltungsrat der Germania Flug AG, war die Slotproblematik von Anfang an allen Beteiligten bekannt, auch den Tour Operators. Helvetic sei von Anfang an mit im Spiel gewesen. 

Als «jungfräuliche Airline» am Platz müsse man sich hinten anstellen und verfüge nicht wie die angestammten Fluggesellschaften über so genannte «Grossvaterrechte», so Pelizzoni. Um trotzdem flexibel zu sein, werde die Germania Flug AG wie bereits angekündigt im Winter einen weiteren A319 in Zürich stationieren. Auch die Flugnummer der deutschen Germania habe man schon genutzt. Im Sommer 2016 werde man immer noch die Jüngste am Flughafen Zürich sein, meint Pelizzoni. «Aber ab dann haben wir zumindest die ersten Besitzstände.» 

Stephanie Günzler