Krise trifft Tunisair mitten in der Expansionsphase (Ausgabe 2015-36)

Der Nachfrageeinbruch bei Tunesiens Tourismus setzt auch der Nationalairline zu. Dabei hätte Tunisair zahlreiche News zu berichten.

Die beiden Terrorattentate in Tunis und Sousse haben den tunesischen Tourismus ins Mark getroffen. Und die nationale Fluggesellschaft Tunisair gleich dazu: «Gerade im Sommer, wo sich unsere Aktivitäten auf den touristischen und ethnischen Verkehr konzentrieren, mussten wir sowohl bei den Passagierzahlen als auch bei der Auslastung einen erheblichen Rückgang verzeichnen», erklärt Hichem Gader, Generaldirektor Schweiz 

von Tunisair. Auf die Schweizer Routen bezogen heisst dies: 60329 Passagiere sind von Januar bis Juli zwischen der Schweiz und Tunesien geflogen, 20% weniger als in der Vorjahresperiode. «Dies geht einher mit einem Rückgang der touristischen Einreisen von 36%», so Gader.

Sowohl bei den Charter- als auch bei den Linienflügen war er gezwungen, Flugplankürzungen vorzunehmen. Für den Winter plant er nur noch mit neun Flügen pro Woche: sechsmal von Genf nach Tunis, samstags zusätzlich nach Djerba, und ab Zürich wird Tunis-air jeweils dienstags und samstags via Tunis nach Djerba fliegen.

In ihrer Strategie muss sich die Airline in diesen harten Zeiten fokussieren. «Tunis-air richtet sich im Moment eher auf den afrikanischen Markt und die Longhaul-Projekte aus», sagt Gader. Konkret will die tunesische Fluggesellschaft im kommenden April erstmals nach Montreal fliegen.

Eigentlich steckt Tunisair mitten in einer Expansion, auch wenn der Zeitpunkt besser sein könnte. Eine Flotten-erneuerung läuft seit 2008 und umfasst neben zehn Airbus A320 auch drei A330 – die ersten Wide-Body-Flugzeuge in der aktuellen Flotte. Im Juni hat die Airline ihren ersten A330 erhalten und setzt ihn seither nach Frankreich, Istanbul, Dubai und an diverse afrikanische Destinationen ein. Letzte Woche kam ein zweiter A330 hinzu.

Auch an den Services wird gearbeitet. In den neuen A330 gibt es WLAN und ein Inflight Entertainment System. Seit 1. März gilt das Piece Concept (TI berichtete). Und im April wurde das Web-Check-in eingeführt. Letzteres ist für Flüge von der und in die Schweiz noch nicht verfügbar, was sich laut Gader aber in Kürze ändern soll.

Stefan Jäggi