«Kuoni und ich trennen uns im besten Einvernehmen» (Ausgabe 2007-35)

Kuoni-Geschäftsleiter Roberto Luna hat gekündigt. TI fragt nach.

Sie werfen bei Kuoni das Handtuch. Hängt dies mit dem Transformationsprozess zusammen?

Im August bin ich genau 20 Jahre im Dienst von Kuoni. Gleichzeitig bin ich 45 geworden. Ein guter Zeitpunkt, um mir ein paar Gedanken über meine persönliche Zukunft zu machen.
Es gibt keine guten und schlechten Momente für solche Entscheidungen. Mit der Überführung der Business Unit Schweiz in die neue Struktur gibt dies der Firma die Möglichkeit, sich aus der Optik der grünen Wiese aufzustellen. Das Haus Kuoni und ich trennen uns im besten Einvernehmen.

Werden Sie Kuoni weiterhin beratend zur Seite stehen?

Stefan Leser wird Kuoni Schweiz per 1. September übernehmen. Nach einer Übergabephase bis etwa
Mitte September stehe ich danach bis Ende Jahr selbstverständlich beratend zur Verfügung.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Ihrem Austritt und den schlechten Zahlen von Kuoni Schweiz?

Keinen.


Wo liegt beim Massengeschäft Schweiz das Hauptproblem?

Wie in einem guten Menü ist es ein Mix aus verschiedenen Zutaten. Nebst Marktvolumen, Einstandspreis und Prozesskosten kommen auch der Faktor Risiko und eine entsprechende Auslastung hinzu. So wie Kuoni Schweiz positioniert ist, braucht man Volumen und dementsprechend auch Risiken. Wir sagten ja auch immer wieder «Ohne Volumen langfristig kein Profit». An dieser Ausrichtung wollen wir festhalten, das hat Kuoni bereits kommuniziert. Die Kuoni-Gruppe beschäftigt sich im Rahmen des
Projekts «K1» damit, das  jetzt im Detail ausgearbeitet wird.

 
Sehen Sie überhaupt eine Lösung für das Margenproblem im Massengeschäft?

Margen sind nicht «Schweizer» Probleme. Kuoni ist ein weltumspannendes, globales Unternehmen mit Tätigkeitsfeldern in verschiedensten Bereichen. Ja, es gibt Lösungen.

Die Verunsicherung beim Schweizer Personal ist recht gross. Offensichtlich haben auch Sie für sich keine Zukunft bei Kuoni gesehen – weshalb nicht?

Kuoni ist ein kerngesundes Unternehmen. Kuoni Schweiz liegt generell gesehen sehr gut im Markt und auf hohem Umsatzniveau. Das Wachstum – organisch wie auch durch Akquisitionen – wurde stets nachhaltig und Schritt für Schritt betrieben. Kuoni ist international und in verschiedensten Segmenten tätig. Möglichkeiten für die Zukunft gibt es somit einige. Änderungen wahrnehmen = Chancen wahrnehmen. Was mich persönlich betrifft, habe ich dies bereits in der ersten Frage beantwortet.

Bei Kuoni wird die Zweiteilung «Generalist» – «Spezialist» künftig verschiedenen Businessdivisionen angehören. Zu welcher Problematik kann dies führen?

Das Problem liegt bekanntlich im Detail – deshalb werden eben diese Vor- und Nachteile in allen Details genau evaluiert. Eines wird man nicht ausser Acht lassen: Kompetenz, Aufgaben und Verantwortung in Kernfragen.


Gibt es eine Branchen-Zukunft für Roberto Luna?

Alles ist noch offen; and I don’t know yet. Was die Reisebranche betrifft, so gibt es nicht allzu viele Firmen, in denen der Mix zwischen Produkt und Service, In- und Ausland, Kultur und Sprachen, Kopf und Bauch, Technologie und vor allem Menschen so vielfältig ist.
         
Könnte es ein Comeback Luna/Brüllhardt geben?

… und zum Abschluss noch eine typische TRAVEL-
INSIDE-Frage! … aber dafür lieben wir Euch ja auch.

Angelo Heuberger
Hans-Rudolf Baumann