Legale Frechheit oder pure Naivität? (Ausgabe 2006-50)

Urs Hirt über den Konkurs von Trend Tours

Den Konkurs von Trend Tours hätte man eigentlich zur Kenntnis nehmen und abhaken können: Denn Kunden sollen nach heutigem Stand nicht zu Schaden kommen, und Lieferanten war die angespannte finanzielle Situation beim Direktanbieter schon seit dem Sommer bekannt. Man hätte also darauf reagieren können, ausser jene Betroffenen, die schon damals für ihre finanziellen Forderungen kämpften.

Doch einige sonderbare Vorkommnisse, die im Zuge der Konkurseröffnung zu Tage getreten sind, verlangen nach einer genaueren Betrachtung. Da wird Trend Tours kurz vor Konkurseröffnung umfirmiert, Yvonne Häuptli bleibt alleiniges Mitglied. Die andere Gesellschafterin verlässt das Unternehmen, übernimmt eine GmbH und ergänzt den Zweck um touristische Dienstleistungen. Zugleich wird bisherigen Partnern ein Mail zugestellt, in dem man den Konkurs bedauert und um eine weitere Zusammenarbeit mit dem alten Team in der neuen Firma Sense4you & HolidayTrends4you (former Trend Tours AG) und um Erneuerung von mit Trend Tours ausgehandelten Verträgen bittet.

Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, was die Verantwortlichen, allen voran Yvonne Häuptli, mit diesem Vorgehen bezwecken. Ob der Legalität ihres Handelns seien zumindest Zweifel erlaubt, moralisch betrachtet ist das Ganze verwerflich. Denn es war Häuptli, die noch im Juli im Zusammenhang mit den für ihre Firma schwerwiegenden Folgen des Tempo-Konkurses erklärte, sie finde es dreist, dass die früheren Besitzer unter anderem Firmennamen weitermachen, während sie neben dem finanziellen Schaden Mehrarbeit, Reklamationen und einen Imageverlust zu tragen habe. Wer sich zudem wie Häuptli bis Anfang Januar für zwei Monate nach Florida an ihren Zweit-Wohnsitz absetzt, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich aus der Verantwortung stehlen zu wollen. Zudem stellt sich die Frage, wie ernst sie es mit der Weiterführung der Geschäftstätigkeit unter neuem Namen meint. Beide neuen Firmen und ihre Verantwortlichen sind wie Trend Tours derzeit weder telefonisch noch über Internet erreichbar.

Es ist nicht anzunehmen, dass bisherige Lieferanten, allen voran die Geschädigten, trotz neuem Firmennamen mit dem gescheiterten Team weiter zusammenarbeiten möchten. Das Vertrauen ist dahin. Unter diesen Voraussetzungen weiter im Tourismus tätig sein zu wollen, grenzt entweder an pure Naivität oder legale Frechheit.