Liniencarrier oder Wet Lease? (Ausgabe )

Guido Casanova über die Zukunft von Helvetic Airways

Als Martin Ebner sich im März 2006 entschloss, bei Helvetic Airways einzusteigen, dachte er, zehn Millionen Franken würden genügen, um die Linienfluggesellschaft vor dem Grounding zu retten. Bis jetzt hat der Financier aber rund 50 Millionen in die Gesellschaft eingeschossen. An der Pressekonferenz war der Helvetic-Besitzer dennoch bester Laune. Einiges an Gewicht habe er zugenommen, spasste er – im Gegensatz zu seinem CEO Bruno Dobler, der über sechs Kilo verloren habe. Eine sehr teure Diät!

Ob die Fluggesellschaft damit gesünder geworden ist, werden die nächsten Monate zeigen. Schon zum x-ten Mal sprach man an der Medienkonferenz vom geschafften Turnaround und von Neuausrichtung. Von «Convenience» und Linienfluggesellschaft über ACMI und Ausbildungsgesellschaft sowie Nischenmarkt hörte man ziemlich von allen möglichen Strategien, die Helvetic bis Ende Jahr schuldenfrei dastehen lassen sollen. «Convenience» soll den hohen durchschnittlichen Sitzplatzpreis von 220 Franken, den Helvetic zu erzielen gedenkt, erklären und die Airline von den Lowcost-Carriern abgrenzen. Als Liniengesellschaft will sich Helvetic positionieren, um nicht als reine Wet-Lease-Gesellschaft angesehen zu werden. Doch die Hälfte der aktuellen Flotte ist längerfristig an die Swiss ausgeleast – Dobler und seine Crew sprechen sogar davon, eine fünfte Maschine anzuschaffen und diese dann weiterzuleasen. Unter dem neu geschaffenen Kürzel ACMI (Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance) steht eben nichts anderes als das altbekannte Wet Lease.

Das Schicksal von Helvetic sei, so Dobler, dass sie eine «Ausbildungsgesellschaft» sei: «Auf unseren Fokker bilden wir jene Piloten aus, die früher oder später auf grössere Maschinen wechseln.» Beim Flugpersonal geschehe das Gleiche. Und die Anpassungen (sprich Streichungen) im Streckennetz würden nur vorgenommen, «weil Helvetic neue Zielorte anfliegt und diese dann bei Erfolg von grösseren Airlines übernommen werden». Ganze 12 bis 24 Monate – und sehr viel Geld – braucht es, um sich auf einer neuen Linien-Destination zu etablieren.

Ob Helvetic-Besitzer Ebner nochmals soviel Zeit und Geld aufbringen will, weiss nur er. Dabei hat ihm sein CEO schon die Lösung bereit: «Beim ACMI-Business ist der Ertrag zwar kleiner, doch berechenbar.»