Lohn für Konsequenz und Besonnenheit (Ausgabe 2006-46)

Urs Hirt über Erfolg und Expansion der Swiss

Es waren mehr als erfreuliche Nachrichten, welche von der Swiss in den letzten Tagen zu vernehmen waren. Der Geschäftsgang ist sehr gut, was sich in einem positiven finanziellen Ergebnis für die ersten neun Monate 2006 niederschlägt und für das gesamte Jahr optimistisch stimmt.

Verschiedene Faktoren haben zu diesem Turn-around geführt. Die Integration in den Lufthansa-Konzern geht leise und planmässig voran, und der Beitritt zur Star Alliance hat der Airline neue Möglichkeiten im Bereich Netzwerk und Kundenmärkte eröffnet. Gleichzeitig wurden die notwendigen und klar definierten Restrukturierungsprogramme sowie Sparmassnahmen konsequent umgesetzt und das Potenzial für Effizienzsteigerungen genutzt. Das Ergebnis spricht für sich – Christoph Franz und die Swiss-Familie dürfen stolz sein auf das Erreichte, ohne sich jetzt aber im Erfolg sonnen zu können. Denn das Umfeld in der Luftfahrt bleibt hart. Mit dem Konflikt über die Arbeitsbedingungen der Jumbolino-Piloten und der An- und Abflugthematik mit Deutschland sieht sich die Swiss weiterhin mit zwei schwierigen Problemfeldern konfrontiert.

Die Rahmenbedingungen und der Konkurrenzkampf erfordern weiterhin einen tagtäglichen harten Kampf, um den Erfolg auch mittel- und langfristig zu sichern. In diesem Licht betrachtet macht die angekündigte Expansion durchaus Sinn. Nebst den drei Europajets kann die Swiss mit den zwei A330 und drei A340 Frequenzlücken im bestehenden Flugplan füllen und ab Sommer 2008 neue Ziele anfliegen. Vordergründig dürften China, Indien und Nordamerika im Visier sein. Die Attraktivität des Swiss-Angebots wird dadurch gesteigert. Dass dabei noch 550 Arbeitsplätze geschaffen werden, ist eine positive Folge davon und hat nach dem Abbau vergangener Jahre eine nicht zu unterschätzende psychologische Komponente.

Die Swiss ist auf gutem Weg und macht wieder Freude. Sie hat die Herausforderungen erkannt und sich diesen gestellt. Sie weiss, wo Defizite vorhanden sind, und geht diese konsequent an. Und sie hat mit Christoph Franz einen besonnenen, gradlinigen, aber in der Sache hart kämpfenden Mann, der für die nun von Erfolg gekrönte Strategie und deren Umsetzung die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Die Lufthansa-Chefs sind gut beraten, die Swiss an der langen Leine zu lassen, jedenfalls solange sie sich so erfolgreich weiterentwickelt.