Lufthansa schliesst Übernahme von Swiss erfolgreich ab (Ausgabe 2007-26)

Per 1. Juli besitzt die Lufthansa den Schweizer National Carrier Swiss zu 100 Prozent. Für LH-Chef Wolfgang Mayrhuber der Beweis für eine erfolgreiche Integration.

Nach knapp zweieinhalb Jahren hat die Lufthansa (LH) alle rechtlichen Hürden zur kompletten Übernahme der Swiss (LX) überwunden. Auf den kommenden 1. Juli wird die LX zu 100 Prozent in den Besitz der LH gelangen. Bislang besass der deutsche Aviation Konzern direkt lediglich 49 Prozent, die restliche Mehrheit wurde von der Stiftung Almea gehalten. Die Treuhandgesellschaft Air Trust AG kontrolliert die Swiss zu 100  Prozent, diese gehört nun zu 100 Prozent der Lufthansa.

Der Grund für die schrittweise Übernahme lag vor allem bei den internationalen Luftverkehrsrechten, welche untereinander staatlich geregelt sind. Bei einer Übernahme oder Fusion eines ausländischen Investors bei einer nationalen Airline müssen die Abkommen bilateral neu ausgehandelt werden. Diese sind jetzt mit verschiedenen Drittstaaten ausserhalb der EU abgeschlossen worden. Wolfgang Mayrhuber, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, lobte im Hintergrundgespräch mit Schweizer Journalisten die Rolle des BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) mit seinem Verhandlungsgeschick.

Insgesamt zahlte die Lufthansa den Kleinaktionären von Swiss 45 Mio. EUR. Die restlichen Eigentümer wurden mit einem Besserungsschein vertröstet, der im März 2008 fällig wird und sich an der LH-Aktie orientiert. Nach heutigem Marktwert dürften nochmals rund 23 Mio. EUR fällig werden. Die Swiss dürfte die Lufthansa also etwas über 110 Mio. CHF gekostet haben. Für viele ein absoluter Schnäppchenpreis. Zum Vergleich: Alitalia soll für drei und Iberia für rund 3,5 Milliarden EUR zu haben sein. «Das Geschäftsmodell der Swiss ist ein voller Erfolg», sagt Mayrhuber. Doch er erinnert daran, dass vor zwei Jahren die Alteigentümer von Swiss und LH unsicher gewesen seien, ob es tatsächlich auch gut herauskommen würde.
Nichtsdestotrotz regt sich in der Schweiz Ärger über den Verkauf der mehrheitlich staatlich unterstützten Fluglinie an die Deutsche Lufthansa. Der Bund und der Kanton Zürich hätten ihre Aktien für ein Butterbrot hergegeben, regt sich der «Tages-Anzeiger» auf. Das investierte Steuergeld habe dadurch eine sehr magere Rendite abgeworfen, der Gewinn falle in Frankfurt an. Die Verkäufer der Swiss hätten sich nicht mal vertraglich am künftigen Erfolg beteiligen lassen. Vom Aufwärtstrend der Swiss profitierten die Altaktionäre und die Steuerzahler, welche im 2001 rund 2,5 Milliarden CHF investierten, kaum.

Mayrhuber indes ist stolz auf die Tatsache, dass die LH in der Lage sei, Übernahmen erfolgreich abzuschliessen. So soll die Swiss auch in Zukunft eigenständig am Markt operieren. Nebst der Mehrmarkenstrategie will er auch an der Multihub-Strategie mit FRA, MUC und ZRH festhalten. Für Swiss-CEO Christoph Franz zählt ebenfalls nur der Erfolg seiner Airline: «Nach dem erfolgreichen Abschluss der Restrukturierung wächst unsere Langstreckenflotte deutlich stärker, als 2005 in Aussicht gestellt. Damit schaffen wir Arbeitsplätze und stärken den Hub Zürich.» Fünf Airbus A320-321 wurden respektive werden in die Swiss-Flotte integriert. Bei den Longhaul-Flugzeugen erhält die Swiss insgesamt acht neue Airbus A340-300, zwei Airbus A330 (ohne First Class) werden im Gegenzug ausgemustert.
Fünf dieser neuen Maschinen waren bereits angekündigt worden, vergangene Woche konnten Franz und Mayrhuber die Integration von drei weiteren geleasten Flugzeugen dieser Klasse ab Sommerflugplan 2008 mitteilen. Einer dieser A340-300 soll als sogenannte Reserve dienen, da bei der Grössenordnung der Swiss-Langstreckenflotte doch des Öfteren ein technisch bedingter Ausfall den Flugplan gehörig durcheinanderwirbeln kann.

«Die Synergien für Swiss und LH liegen über den Erwartungen», sagt ein sichtlich zufriedener und auch stolzer Konzernchef Mayrhuber. 317 Mio. CHF hätten sie im 2006 insgesamt betragen, 250 Mio. seien erwartet worden. Im 2007 wird mit einem Synergieeffekt von 348 Mio. CHF gerechnet. Die Synergien aus Ertrag sind gar etwas höher als diejenigen aus den Kosteneinsparungen. Die Swiss profitiert davon zu rund 59%, die LH zu 41%.

Angelo Heuberger

Lufthansa und Swiss in Zahlen

Mit der Integration von Swiss stärkt der Lufthansa Aviation Konzern seine Stellung als international führendes Unternehmen.
Im vergangenen Jahr flogen mit Lufthansa 53,4 Mio. Passagiere zu 185 Zielen. Swiss beförderte
10,5 Mio. zu derzeit 70 Zielen.
Lufthansa betreibt eine Flotte von 430 Flugzeugen, Swiss setzt derzeit 73 Flugzeuge ein.
Der LH-Konzern beschäftigt weltweit 101000 Mitarbeitende aus 165 Nationen, inklusive der rund 6500 Mitarbeitenden von Swiss.  

AH