Massive Überkapazitäten heizen Preiskampf an (Ausgabe 2015-16)

Durch den zweiten täglichen A380 der Emirates nach Zürich gerät das Preisgefüge für Flüge nach Middle East und Asien noch stärker ins Wanken.

Gut ein Jahr nach dem A380-Erstflug ab Zürich bringt Emirates die nächste Superjumbo-Nachricht: Ab Oktober kommt auch auf dem zweiten täglichen Flug nach Dubai ein A380 zum Einsatz. Damit steigen die Kapazitäten auf dem Abendflug, der bislang mit einer Boeing 777 bedient wurde, von 354 auf 489 Sitzplätze, genauer gesagt von 8 auf 14 in der First-, von 42 auf 76 in der Business- und von 304 auf 399 Sitze in der Economy-Class. 

«In den vergangenen Monaten ist die Nachfrage nach dem Abendflug stark gestiegen», erklärt Jürg Müller, Country Manager Switzerland, den Emirates-Entscheid. In einem TI-Interview im Februar hatte er dahingehende Pläne noch weit von sich gewiesen. 

Vor allem im Businessbereich sei die Abendmaschine sehr gefragt, da so weniger Arbeitszeit verloren gehe. Darum sei man v.a. über die vielen zusätzlichen Business-Plätze froh. Doch auch die Steigerung in der Economy sei nötig, da immer mehr Passagiere über Dubai an weitere Emirates-Ziele in Asien und Ozeanien fliegen. Die Abflüge etwa nach Bali oder Phuket starten in Dubai am Morgen. 

Um den Verkauf der zusätzlichen Plätze macht sich Jürg Müller keine Sorgen. «Wir konnten der Nachfrage gar nicht mehr gerecht werden.» Die A380-Message sei gut zu verkaufen, «weil das Produkt einfach genial ist». 

Nicht so genial dürfte Konkurrentin Swiss die Nachricht finden, die Zürich–Dubai täglich mit einem A330-300 fliegt, aber auch nach Asien im Wettbewerb mit Emirates steht. Prompt beinhaltet eine aktuelle Swiss-Promotion Flüge von Zürich nach Dubai für CHF 399 oder an «weltweite Ziele» in Asien für CHF 499. Qatar kontert mit einem «weltweiten Sale», etwa Dubai für CHF 469 ab Genf oder Zürich–Bangkok ab CHF 549 (Eco) bzw. CHF 1899 (Business).   

Die Branche ist alarmiert. Marc Zinniker vom Kuoni Flight Pro-curement und auch Nick Gerber, Product Manager Flights bei Globetrotter, sprechen von «massiven Überkapazitäten nach Middle East und Asien». Diese drückten das Preisgefüge weiter. Auch Thai Airways, die neu mit einer B-777 statt mit dem A340 nach Zürich käme, und Cathay Pacific mit dem wiederbelebten Flug Zürich–Hongkong trügen zum Wettbewerb und zu einem gestörten Preisgefüge bei. 

Vor allem auch im «bis Anfang letzten Jahres eher noch wenig angetasteten Bereich von Business und First» werde sich die Situation verschärfen, befürchtet Zinniker. First verkaufe sich zu den gängigen Preisen nur noch schwierig. Für sinnlos erachtet Nick Gerber Flugspecials auf der Langstrecke. «Diese bringen – im Gegensatz zur Kurzstrecke – kaum Zusatzgeschäft.» Selten entscheide sich jemand wegen eines Spezialpreises kurzfristig, nach Asien zu reisen. 

Stephanie Günzler