Max E. Katz: «Der Konsolidierungsprozess geht – verlangsamt – weiter» (Ausgabe 2015-44)

Mit 1994 Schweizer Reisebüros ist die Zahl in diesem Jahr erstmals unter 2000 gefallen. Die Anzahl der SRV-Mitglieder hat hingegen unterdurchschnittlich abgenommen.

In diesem Jahr ist die Zahl der Schweizer Reisebüros erstmals unter 2000 gesunken, Beginn Juli waren es gemäss Angaben des Katalogversandspezialisten Markus Flühmann AG in Merenschwand insgesamt noch 1994. Doch Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reise-Verbands SRV, relativiert: «Per 1.1.2015 waren es noch 2014 Reisebüros und der Rückgang ist damit nicht dramatisch.» Dennoch: «Aber der lang-anhaltende Konsolidierungsprozess geht – in verlangsamter Form – weiter», ergänzt Katz.

Tatsächlich ist es so, dass zwischen den Jahren 2005 und 2015 die Anzahl der Reisebüros kontinuierlich sank – einzig im Jahr 2009 gab es vier Reisebüros mehr als im Vorjahr. Real handelt es sich um 938 Büros, das heisst –32%. Die Aussage von TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer, dass längerfristig ein Drittel der Reisebüros verschwinden werde, teilt Katz nur in der Tendenz: «Es kommt ein bisschen darauf an, wie man <längerfristig> definiert. In den letzten zehn Jahren seit 2005 sind tatsächlich ein Drittel der Reisebüros verschwunden. Jedoch hat sich der Konsolidierungsprozess verlangsamt und ich gehe von einer geringeren Anzahl aus, die in den kommenden zehn Jahren verschwinden werden.»

Von den 1994 Reisebüros sind 1120 solche mit Kundengeldabsicherung (A-Reisebüros), weitere 450 sind Reisebüros ohne Kundengeldabsicherung (B-Reisebüros) und 424 sind Bahnhofbüros mit begrenztem Retailing (C-Reisebüros) oder Tauchshops. Dass bis Ende Jahr die Zahl noch weiter abnehmen wird, ist klar, denn per Ende 2015 schliesst die SBB ihre eigenen 33 Reisebüros. Diese waren bisher unter den A- bzw. C-Büros aufgelistet. 

Auch wenn die Zahl der B-Reisebüros im Vergleich zum letzten Jahr weniger abgenommen hat als diejenige der A-Reisebüros (–6 bzw. –46), muss man diese Tendenz gemäss Katz über meh-rere Jahre anschauen. «Vergleicht man die Anzahl der Reisebüros im Zeitraum zwischen dem 1.1.2005 und dem 1.1.2015, haben die B-Reisebüros um 46% abgenommen, während die A-Reisebüros mit Kundengeldabsicherung um 27% geschrumpft sind.» Relevant sind jedoch die A-Reisebüros, die Zahl der B-Büros ist hingegen sehr schwankend, denn fast wöchentlich werden kleine Büros eröffnet und wieder geschlossen. 

Sinkt die Zahl der A-Reisebüros, so hat dies auch Auswirkungen auf den Schweizer Reise-Verband, schliesslich sind zwischen 65 bis 68% dieser Büros jeweils auch SRV-Mitglied. Doch gemäss Katz habe die Mitgliederzahl weit unterdurchschnittlich abgenommen, das heisst im gleichen Zehnjahreszeitraum um 18%. Und Walter Kunz, Geschäftsführer des SRV, ergänzt, wenn man die letzten 15 Jahre anschaue, seien es sogar nur 8%. Doch auch Katz muss zugeben, dass der potenzielle Markt, aus dem der SRV seine Mitglieder akquiriert, seit 2005 massiv zurückgegangen ist. Dennoch besitzt die Schweiz immer noch eine sehr starke Reisebürolandschaft, wie Kunz am FVW-Kongress Mitte September in Essen sagte. 

Nathalie de Regt