Meier Grosser Sieger (Ausgabe 2006-34)

Angelo Heuberger über den Kuoni-Eklat

Kuoni-CEO Armin Meier gibt sich bescheiden. Das macht ihn sympatisch – in Tat und Wahrheit ist er der grosse Sieger im unappetitlichen Kuoni-Machtkampf. Anders als sein Vorgänger Hans Lerch hat Meier den bei Kuoni unbeliebten VR-Präsidenten Andreas Schmid überlebt.

Präsident Schmid hat zu Wochenbeginn das Handtuch geworfen, nachdem er feststellen musste, im VR keine Mehrheit hinter sich zu wissen. Mit einem Befreiungsschlag hat er informiert, er werde auch das Economiesuisse-Präsidium nicht antreten. Damit nutzte wohl Schmid geschickt die Gunst der Stunde, um diesen umstrittenen Job loszuwerden. Schmid hat in seiner Niederlage eine erstaunliche Konsequenz bewiesen. Er ist kein Mann von halben Sachen: Vermutlich wird er auf seinen Lohn – er ist bis 2008 gewählt – kaum verzichten. Das könnte Kuoni bis zu zwei Millionen Franken

kosten. Aber das Unternehmen hat sich daran gewöhnen müssen: Schmid wäre nicht der erste VR-Präsident, welcher mit einem goldenen Fallschirm verabschiedet würde.

Der Kuoni-Verwaltungsrat hat sich nicht hinter seinen Präsidenten gestellt, der eine aggressivere Wachstumsstrategie fahren wollte als seine Manager, sondern stützt stattdessen die vierköpfige Konzernleitung. Diese hatte zuvor die Fusion mit First Choice zu Fall gebracht. Wäre CEO Meier vom VR geschasst worden, hätte dies vermutlich weitere gewichtige Abgänge im Kader provoziert. Eine derartige Palast-Revolution wollte der VR nicht verantworten. Vermutlich hat sich auch der stimmengewichtigste Aktionär, die Kuoni und Hugentobler Stiftung, auf die Seite der Konzernleitung geschlagen.

Weshalb entschied der VR gegen Schmid und für das Management, nachdem der VR den forschen Vorwärtsdrang Schmids bei der Fusionsverhandlung offenbar gutgeheissen hatte? Kurzfristig scheint das Management mit guten Zahlen und einer vergleichsweise hohen Rentabilität die Mehrheit im VR überzeugt zu haben. Was aber ist mit der langfristigen Strategie? Muss oder will Kuoni mit den Allergrössten mithalten? Muss und kann Kuoni sich vor Übernahmen schützen? Kuoni betont, man wolle weiterhin kleinere Reiseunternehmen mit guten Brands akquirieren. Die Kriegskasse dazu ist zweifellos vorhanden. Armin Meier jedenfalls hat mit diesem grossen Sieg im Machtkampf gegen Schmid und seinem Charisma im Hause Kuoni definitiv die Mitarbeitenden überzeugt. Diese stehen nun wie «ein Mann» hinter ihrem Chef. Für Kuoni bedeutet dies ein gewichtiges Argument, welches das Unternehmen stärken wird.