Mit neuen IT-Lösungen gegen den Verlust von Marktanteilen (Ausgabe 2011-17)

Dynamic Sourcing und X-Produktion: Die TOs stellen sich den IT-He-rausforderungen.

Der Strukturwandel in der Reisebranche dokumentiert sich u.a. dadurch, dass die klassischen Pauschalreiseanbieter mehr und mehr Marktanteile an das Internet verlieren. Dies hat auch viel mit der Art und Weise zu tun, wie die touristischen Leistungen von den traditionellen Veranstaltern aufbereitet und vertrieben werden – letztlich eine technologische Herausforderung.

Eine grosse Recherche in der neusten Ausgabe von «travel manager» zeigt auf, dass man bei Kuoni, Hotelplan und TUI Suisse die Zeichen der Zeit erkannt hat: Im Bereich Information & Communication Technology (ICT) wird mit Hochdruck an neuen Lösungen gearbeitet, welche den Veranstaltern in Zukunft die dringend benötigte neue Durchschlagskraft bringen sollen. 

Im Fokus stehen dabei die Core-Systems («Reservationssysteme»), die eigentlichen IT-Herzstücke eines Veranstalters. Hier werden die Produkte erfasst, gebündelt, kalkuliert, verwaltet und für den Vertrieb aufbereitet. Bei Hotelplan heisst dieses Core-System «Mythos», das derzeit im Zentrum eines anspruchvollen Integrationsprozesses steht: Auch die Ländergesellschaften Grossbritannien und Italien werden bis 2012 auf dieses System migriert. Diese Massnahme bringe Skalierungseffekte und Synergien, sagt IT-Chef Koni Iten.

kuoni lässt derweil mit einer Strategieanpassung aufhorchen: Das gigantische Projekt «Kudos», das die zeitgleiche globale Vereinheitlichung der verschiedenen Systemwelten zum Ziel hatte, wird redimensioniert: Die Umsetzung soll nun über mehrere Zwischenschritte erfolgen, was gemäss IT-Chef Benno Iten immer noch extrem anspruchsvoll ist. 

Gänzlich auf eine neue Systemwelt migriert TUI Suisse, in Abstimmung mit dem deutschen Mutterhaus. Bisher arbeitete man je nach Marke mit Iris (TUI Schöne Ferien, Vögele) und Blank (1-2-Fly), nun wird das ganze Produktportfolio für den Quellmarkt Europa Mitte in einem Kraftakt auf «NPM» (Neues Produktions-Modell) migriert – und zwar bis zur Winterproduktion 2011/12, so IT-Chef Dirk Wedemeyer in «travel manager».

Hintergrund für diese Geschäftigkeit an den Core-Systemen: Sie sollen neue Produktionsweisen ermöglichen, welche den veränderten Kundenbedürfnissen entsprechen. Wollen die Veranstalter nicht noch mehr Marktanteile an das Internet und die Online Travel Agencies verlieren, muss die Produktion flexibler und schneller werden. Angestrebt wird dabei die Fähigkeit, Leistungen nicht nur aus eigenen, sondern auch aus fremden Quellen zu generieren, diese x-beliebig zu bündeln und zeitnah zu tagesaktuellen Preisen für den Handel und den Endkunden buchbar zu machen. In Deutschland hat sich dazu der Begriff «X-Produktion» eingebürgert, an den man sich auch in der Schweiz gewöhnen wird. 

«Das Sourcing muss viel dynamischer werden», bringt Koni Iten (Hotelplan) gegenüber «travel manager» den Ansatz auf den Punkt. 

Auch für Benno Iten (Kuoni) ist die dynamische Produktion das Thema der Stunde, und Dirk Wedemeyer spricht von einer «neuen Produktionslogik», andernfalls die Veranstalter aus dem Markt gedrängt würden. Dabei geht es in erster Linie um die Flüge, wo etwa Traveltainment mit ihrem Cache-System eine Art Indust-riestandard entwickelt hat. Bei den drei grossen Schweizer TOs wird nun evaluiert, auf welche Lösung man für das dynamische Sourcing von Flügen setzen soll. 

Gleichzeitig kommt ein neuer Datenstandard ins Spiel, der heute in Deutschland entwickelt wird und – so die IT-Insider – auch in der Schweiz zum Thema werden wird. Dabei geht es um eine Alternative zur Cache-Technologie: Ein Player/Hub-System soll eine detailgetreuere Darstellung der Angebote ermöglichen. 

Beat Eichenberger

Ausführlicher Bericht im neuen «travel manager»