MwSt-Zuschlag auf deutschen Flüssen sorgt für Durcheinander (Ausgabe 2012-19)

Viele Anbieter wälzen die erhöhte Mehrwertsteuer als Zuschlag auf die Endkunden ab, andere halten sich zurück.

Anfangs Jahr herrschte Zuversicht, dass die seit 1.1.2012 in Deutschland eingeführte Erhöhung der Mehrwertsteuer (MwSt) für Flussfahrten auf deutschen Wasserwegen von bisher sieben auf neu 19% politisch zu Fall gebracht werden kann. Inzwischen ist klar, dass die Branche die Kröte schlucken muss. Weil zum Zeitpunkt der Kalkulation und der Katalogproduktion die Anpassungen noch nicht berücksichtigt werden konnten, sind die Reedereien und TOs nun unter Zugzwang.

«Bei einigen Reedereien kommt nun, ähnlich wie beim Treibstoff, ein MwSt-Zuschlag hinzu. Vereinzelt wird aber auch nichts nachbelastet», erklärt Cornelia Gemperle (Kuoni). Dies wird von Marco Strub (Hotelplan) bestätigt. Konkret erheben Flussfahrtreedereien wie Arosa, Sea Cloud, Transocean oder Croisieurope einen MwSt-Zuschlag. Dieser bewegt sich z.B. bei Arosa zwischen 6 und 25 Euro pro Person und Nacht (angewendet auf die Fahrtstrecke in Deutschland), bei Transocean zwischen 5 und 15 Euro. Croisieurope hat eine neue Preisliste inklusive Zuschlägen produziert. 

Keine Zuschläge verlangt anderseits Viking; auch Nicko Tours (GSA für die Schweiz ist Thurgau Travel) meldet, dass man 2012 die Mehrwertsteuer auf deutschen Flüssen übernehme. «Da bei den vielen Sonderpreisen und Akti-onen stets der aktuellste Preis angefragt wird, geben wir immer den Endpreis inklusive Zuschläge an», sagt Strub zur Information des Handels; es stehen entsprechende Listen zur Verfügung. Bei neuen Ausschreibungen werden die Zuschläge eingerechnet. 

Anders gelagert als bei den TOs ist der Fall bei Mittelthurgau, wo man mit den Excellence-Schiffen sowohl Reeder wie Veranstalter ist. «Wir tragen die eine Hälfte der Mehrkosten selber und verrechnen den Kunden die andere Hälfte in Form eines Zuschlags», sagt Geschäftsführer Stephan Frei. Die Kunden würden entsprechend informiert und zeigten Verständnis. Bei Eurobus Flussreisen wird mehrheitlich mit Chartern operiert. «Wir haben uns für ein marktgerechtes Vorgehen entschieden und belasten unseren Kunden keine Mehrwertsteuer-Zuschläge, sondern honorieren unverändert die Katalogpreise», so Thomas Jenzer (Leiter Pauschalreisen).

Wie reagiert der Markt? «Deutsche Flüsse leiden nicht speziell wegen der Mehrwertsteuer», sagt Strub. Auch bei Eurobus zeigt man sich mit dem Verlauf des Geschäfts zufrieden, und bei Mittelthurgau spricht Frei gar von moderatem Wachstum im Rahmen der Erwartungen. Laut Gemperle wäre aber mehr möglich: «In den Reisebüros werden Flussreisen nach wie vor zurückhaltend empfohlen.»

So oder so: Die Zuschläge werden in der nächsten Kalkulationsrunde inkludiert. Vereinzelt lassen Reedereien aber auch durchblicken, dass man künftig weniger Schiffe auf deutschen Flüssen einsetzen werde. 

Beat Eichenberger