Nach der Expansion die Konsolidierung (Ausgabe 2007-21)

Jean-Claude Raemy über den USA-Flugmarkt

In den letzten, eher mageren (USA-)Jahren wurde die Sitzplatzkapazität ex Schweiz nach Amerika permanent aufgestockt. Ehemalige Swiss(air)-Parter wie Delta und American blieben im Markt, der aktuelle Partner United kam hinzu. Auch Continental und – ab Juni 2007 – US Airways sahen Potenzial in der Schweiz. Natürlich, in der Schweiz gibt es zahlreiche Konzerne mit eifrig reisenden Managern, und das Schweizervolk bewegt sich auch gerne und oft fliegend fort. Doch täglich 14 Verbindungen Schweiz–USA, wie sie in diesem Sommer angeboten werden, sind entschieden zu viel.

American Airlines hat nun als erster Online-Carrier die Bremse gezogen. Der Flug nach Dallas, ein seit längerem nicht mehr rentables Überbleibsel aus einer alten Partnerschaft mit Swiss, wird eingestellt. AA konzentriert sicht auf den Hub New York, dieser liegt näher an der Schweiz, bietet zahlreiche Anschlüsse in alle Welt und moderne Annehmlichkeiten.

Die Straffung des Angebots schafft auch Kapazität für neue Point-to-Point-Verbindungen nach Europa – Open Skies lässt grüssen. Bisher bediente American 30 Ziele in Europa via Code-shares mit Oneworld-Partner British Airways. AA kann nun selber diese Routen anbieten und organisch wachsen. Auch andere US-Carrier verfolgen diese Strategie. Ob diese deswegen Kapazitäten in der Schweiz abbauen, ist dennoch fraglich. Man stemmt sich gegen die Dominanz der Star Alliance im hiesigen Markt. Man glaubt an organisches Wachstum. Es ist ein Abnützungskampf. Wer vernünftig wirtschaften kann, bleibt im Markt. Schweizer Routen, die langfristig nicht rentabel sind, werden jedoch ohne Tränen zu vergiessen gestrichen. Solche Angebotsschwankungen gab es schon früher.

Erfreuen wir uns also am grossen Angebot. Bald schon könnte dieses zugunsten neuer rentabler Destinationen und Wachstumsmärkte reduziert werden. Denn: Die Liberalisierung im Luftverkehr wird eine weitere Konsolidierungswelle mit sich bringen. Restriktive bilaterale Verträge verhinderten freien Marktzutritt, und Wachstum durch Fusionen scheiterte oft an Klauseln, die Verkehrsrechte der Fluggesellschaften an deren nationales Eigentum knüpften. Doch immer weniger (defizitäre) Airlines werden staatlich subventioniert. Die Einverleibung von «National Carriers» in grössere Gebilde, wie bei Swiss oder bald bei Iberia und Alitalia geschehen, ist an der Tagesordnung. Die «Überlebenden» werden ihre Streckennetze dann schon wieder straffen.