Nach Euro-Crash: Lage in den Grenzreisebüros entspannt sich (Ausgabe 2015-30)

Nach den Verlusten im Januar hat sich die Situation weitgehend eingependelt.

Als im Januar der Euro-Mindestkurs fiel, reagierten die Schweizer TOs rasch mit Euro-Rabatten von rund 15 %. Hat es genützt? Der Buchungsbarometer der Reisebüros liegt zurzeit bei –7 %, und TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer sagte unlängst in der «Handelszeitung», heuer wanderten wohl rund CHF 600 Mio. an Reiseumsätzen ins Ausland ab – im Vergleich zu CHF 400 Mio. oder 300 Mio. in den Vorjahren.

Auf ihren «Sommerleute»-Touren haben die TI-Redaktoren mit zahlreichen Reisebüromitarbeitenden in den Grenzregionen Basel und St. Galler Rheintal gesprochen. Dort lautet das Fazit nach einem halben Jahr: Die Lage hat sich etwas entspannt, die Stimmung in den Büros ist mehrheitlich gut. «Da die TOs schnell reagiert haben, war der Euro nur kurz ein Thema. Ich kann die Kunden, die über die Grenze wechselten, an einer Hand abzählen», sagt etwa Linda Keller vom Reise-Treff Steiger in Altstätten SG stellvertretend. 

Andere registrierten durchaus Abgänge. «Die ‹Geiz ist geil›-Mentalität hat sich leider auch in der Schweiz durchgesetzt, wir liegen im Minus», sagt Jürg Meier vom Reisebüro Basilisk in Basel. «Wir haben die Abwanderung gespürt und hören von deutschen Kollegen, dass ihre Büros grossen Zuwachs haben», erklärt Roger Thalmann von BTA First, ebenfalls in Basel. Oft hört man im Raum Basel den Namen Stiefvater; dessen drei Reisebüros in Weil und Lörrach sind offenbar die stärksten «Schweizer-Magnete». Es geht aber auch umgekehrt: Nazire Yildirim hat kürzlich von Stiefvater zu Media Reisen in Oberwil gewechselt und gleich eine Schar von Schweizer Kunden «zurückgebracht».

In den Regalen der Grenz-Retailer findet man auffallend oft deutsche Anbieter wie Schauinsland, Dertour oder Jahn Reisen. Ausnahmen bilden hier die TTS-Reisebüros wie Frossard in Basel oder die Swissexpress-Gruppe, welche den gruppeninternen TOs die Stange halten.

Einige Retailer hätten sich in der Krisenzeit mehr Unterstützung durch den SRV gewünscht. «Eigentlich hätte der Verband aktiv werden und darauf hinweisen sollen, dass man auch in der Schweiz mit Euro zahlen kann», sagt Roland Gunterswiler von Kuoni Travel Partner in Rorschach. Dies sieht auch Thomas Brezger von Coronita Holidays in Basel so: «Der SRV hätte in den Medien klarstellen müssen, dass Reisebuchungen in der Schweiz nicht teurer sind als im Ausland.»

NDR/SJ