Nur abwarten bringt der Umwelt nichts (Ausgabe 2007-09)

Guido Casanova über die Klimaschutzabgabe

Mit ihrem Beschluss, noch dieses Jahr eine freiwillige Klimaschutzabgabe für ihre Passagiere einzuführen, hat die Lufthansa Mut gezeigt und demonstriert, dass sie Verantwortung und Verantwortlichkeit im Bereich Umwelt ernst nimmt. Dafür ist ihr zu gratulieren. Dass die Lufthansa sich dabei wie Don Quixote im Kampf gegen die Windmühlen vorkommen muss, zeigen auch die Kritiken seitens Greenpeace («reine Alibiaktion») oder von Air Berlin («…wir springen nicht auf jeden Zug auf…»). Als ob ein freiwilliger Beitrag zur Verbesserung der Umwelt nichts nützen würde.

Die LH-Tochter Swiss schiebt die Verantwortung auf andere und will die Entwicklung in der EU betreffend den CO2-Emissionshandel abwarten. Das Kyoto-Protokoll verpflichtet alle beteiligten Industrieländer, ihre klimawirksamen Emissionen zwischen 2008 und 2012 auf eine festgelegte Obergrenze zu beschränken. Der internationale Flugverkehr ist von diesen Reduktionszielen ausgeschlossen. Das Kyoto-Protokoll enthält lediglich die unverbindliche Empfehlung, dass die Staaten sich im Rahmen der Internationalen Zivilluftfahrtbehörde um eine Emissionsbeschränkung bemühen sollten. Wer Brüssel kennt, weiss, dass das Jahre dauern kann.

Der deutsche Carrier steht der geplanten Ausweitung des Emissionshandels skeptisch gegenüber. Sie hat damit nicht ganz Unrecht. Schon heute wird mit dem CO2-Emissionshandel mehr Geschäfte gemacht denn der Umwelt gedient. Unternehmen kaufen günstige CO2-Zertifikate, horten und verkaufen diese zu einem späteren Zeitpunkt an die grossen «Umweltverschmutzer» teurer weiter. Der Gewinn bleibt bei den Händlern, die Umwelt geht leer aus.

Mit der freiwilligen Klimaschutzabgabe wird dieser Handel zwar nicht ausgeschlossen, doch bieten Nichtprofit-Organisationen wie Myclimate in der Schweiz oder Klimaneutral Fliegen in Deutschland die Gewissheit, dass die gespendeten Gelder auch wirklich in zielgerechte Projekte eingesetzt werden.

Zu hoffen ist, dass die Swiss ihre Beobachterrolle aufgibt und Verantwortung sowie Verantwortlichkeit zeigt. Betrachtet man die CO2-Emissionen der Schweiz, macht der internationale Flugverkehr rund 9% aus. Dafür ist die Swiss zwar nicht allein verantwortlich, doch kann sie Zeichen setzen. Eine offizielle Partnerschaft mit Myclimate kostet nichts, würde aber dem Ruf der Lufthansa-Tochter und der Umwelt sehr gut tun.