Oddio – Zurigo Contro Milano (Ausgabe 2007-28)

Norman C. Bandi über die «Sommerleute» im Tessin

Den Ausdruck «Oddio!» (oh Gott) hörte TRAVEL INSIDE in allen 13 Reisebüros, die am 5. Juli zum Auftakt der Serie «Sommerleute» besucht wurden. Zum einen war es die Reaktion auf die Bitte zum Teamfoto. Zum anderen freuten sich die «Consulenti di viaggi» über die dritte Visite (nach 1996 und 1999) im Ticino. Besuche aus der Deutschschweiz haben mittlerweile Seltenheitswert. Entsprechend nahmen sich die Agenten gerne für einen Schwatz Zeit.

Das Tessin grenzt an die Zentralschweiz und an Norditalien, was das Gebiet zu einem touristischen Sonderfall macht. Die Retailer sind in der komfortablen Lage, die Angebote aus zwei Ländern vertreiben zu können. Doch haben die helvetischen TOs zusehends das Nachsehen. Zwischen Zürich und Mailand klafft der etwas andere Röstigraben: Immer mehr Ticinesi verreisen mit italienischen «Operatori turistici».

Milano-Malpensa ist von Lugano aus per Bus in rund einer Stunde zu erreichen. Diese Verbindung besteht in der Hochsaison 19 Mal täglich. Die Fahrt nach Zurigo dauert hingegen mindestens drei Stunden. Die Luganesi zieht es nach eigenen Angaben zu 70% bis 90% via Mailand in die Ferne. Hier ist die Affinität zu Norditalien überproportional gross. Nicht so bei Kunden aus dem Bezirk Locarno, wie deren Agenten betonen. In Ascona etwa leben viele Deutsche, die nur Produkte in ihrer Muttersprache buchen.

Die Sprachbarriere lässt sich im Ticino auf zwei Arten überwinden. Gewisse Veranstalter aus der Deutschschweiz werben auf Italienisch für ihre französischen Produkte mit Flügen ab Zürich, zum Beispiel Travelhouse, dessen Agentenbetreuer kürzlich in der Region gesichtet wurde. Kuoni und Hotelplan verfügen zudem über Tochterfirmen in Italien, bei denen sich die Kommissionsmodelle beider Länder kombinieren lassen sollen. Ein deutlicher Vorteil gegenüber der nationalen Konkurrenz.

Stichwort Provision: Wegen des mehrheitlich rückläufigen Anteils an Buchungen in der Deutschschweiz sind die Tessiner Reisebüros gezwungen, ihr Sortiment zu straffen, weil sie sonst immer schwieriger auf die geforderten Umsatzlimiten kommen. Zu Beginn wurden die Anbieter ausgemustert, die nur auf Deutsch verfügbar waren. Es fällt auf, dass kaum Kataloge der TTS-Gruppe aufliegen. Danach war die Reihe am Generalisten, der nicht auf Französisch zu haben ist: Es waren nirgends Broschüren von TUI Suisse zu sehen.