Per Wasserflugzeug auf die kroatischen Inseln (Ausgabe 2015-32)

Die European Coastal Airlines erschliesst die Inselwelt Kroatiens mit Wasserflugzeugen im Linienflugverkehr. Hinter der Idee steht ein deutscher Pilot.

Fünf Autominuten vom Flughafen Split befindet sich der Hauptsitz der European Coastal Airlines (ECA). Von hier aus betreibt sie die erste Linienfluggesellschaft mit Wasserflugzeugen Europas. Zum Einsatz kommen vor allem 19-plätzige Twin Otters, die in erster Linie kroatische Küstenstädte mit den Ferieninseln verbinden. In zweiter Priorität will ECA-CEO Klaus Dieter Martin auch die Städte im Hinterland ins Streckennetz aufnehmen. Der 51-Jährige hat grosse Expansionspläne: Italien steht mit Destinationen in nächster Nähe zu Kroatien wie Ancona ebenso auf dem Radar wie montenegrinische Buchten.

Bis es so weit ist, baut die ECA ihr Streckennetz innerhalb Kroatiens mit grossen Schritten aus. 14-tägliche Verbindungen stehen zurzeit im Flugplan. Von der Basis Split werden die Destinationen Jelsa auf der Insel Hvar, Pula sowie Mali Losinj angeflogen, zudem ist Mali Losinj direkt mit Pula verlinkt. Allein für 2015 soll die ECA-Flotte um drei Twin Otters erweitert werden, bis in drei, vier Jahren soll die Wasserflugzeugflotte rund 20 Maschinen umfassen.

Die European Coastal Airlines rekrutiert die Piloten für ihre DHC-6-Maschinen hauptsächlich auf den Malediven. In dem Inselstaat sind die Wasserflugzeuge das sicherste und schnellste Transportmittel. Die Dänin Maria Amalie Wiuff ist eine von zwei Pilotinnen im Team der insgesamt 17 ECA-Piloten. Auch sie flog vorher Twin Otters auf den Malediven und schätzt das Potenzial der Wasserflugzeug-gesellschaft ECA in Kroatien und den Anrainerstaaten als gross ein. 

Ein Flugticket von Split auf die Insel Hvar oder von Mali Losinj nach Pula kostet 48 CHF, bei früher Buchung kann es abgestuft bis auf 38 CHF sinken. Die Flüge können direkt online gebucht werden auf www.ec-air.eu, über Partner vor Ort oder über Kooperationspartner wie Idriva Reisen. ECA gewährt Reisebüros auf Buchungen eine Provision von 5 bis 10% auf die Nettoraten, wie Marketing- und Sales Director Jan Albers erklärt.

Die Flugzeuge konkurrenzieren vor allem die Schnellboot-Verbindungen. Ein Viertelstundenflug in der Twin Otter über wunderschöne Buchten ist aber weitaus attraktiver als eine Bootsfahrt, die selbst mit einem Schnellboot mindestens 90 Minuten dauert und markant teurer ist. 

Dennoch: Der Ausbau des ECA-Streckennetzes ist harziger, als sich die deutschen und malaysischen Investoren, die hinter der Firma stehen, erhofft hatten. Zwei bis vier Jahre Vorarbeit brauche es etwa, bis eine Konzession für eine neue Verbindung vorliege, führt CEO Martin aus. Noch im August, so hofft er, kann die ECA einen Seaport im Hafen des Stadtzentrums von Split eröffnen. In unmittelbarer Nachbarschaft und Sichtweite der ständig präsenten Kreuzfahrtschiffe und der Riva, der Flaniermeile Splits, dürfte dies das Geschäft auch mit Tagesausflüglern deutlich beleben. 

Christoph Zuppinger, Kroatien