Qantas: Erfolg trotz (oder wegen?) des Wartens auf den A380 (Ausgabe 2007-10)

Australien liegt im Trend. Das spürt auch Qantas. Die Flugzeuge sind auch in der Low Season voll. Ja, aus der Schweiz könnte zu gewissen Zeiten mehr gemacht werden.

Keine Frage, bei Qantas läuft gegenwärtig vieles rund. Und doch fühlt sich nicht nur  Schweiz-Chef Sandro Schaaf etwas blockiert: «Vor dem endgültigen Verkaufsentscheid (siehe Box) wird wenig entschieden, und die verspätete Auslieferung des A380 setzt uns bei der Kapazitätsausweitung sehr enge Grenzen.» So ist für dieses Jahr kein Stre-cken-Wachstum geplant. Für 2008 steht die Übernahme der ersten Dreamliner B-787 durch die Tochter Jetstar an, was eine gewisse Entlastung bringen soll. Für Schaaf ist diese Situation auch einengend, «denn wir könnten eindeutig mehr machen».

Auch während der Low Season von April bis Juni sind die Flugzeuge sehr gut ausgelastet, was sich für Offline-Stationen noch mehr auswirkt, denn im Zweifelsfall haben die Anliegen von Online-Destinationen Vorrang. Schaaf ist sich auch bewusst, dass sich der Nachfrage-Überhang auf die Tarife auswirkt. Sein Rat: «So früh als irgend möglich buchen, dann sind auch die tieferen Klassen noch offen.» Der Auftritt Australiens auf der FESPO hat laut Schaaf weiter zur starken Nachfrage beigetragen. An der Spitze liegt aber eindeutig das von Zürich aus bearbeitete Osteuropa, da konnten die Paxzahlen verdoppelt werden. Schaaf: «Wir profitieren da stark vom Marktaustritt der AUA ab Frühjahr 2007.»

Währenddem aus Genf die Schweizer Passagiere vornehmlich via London nach Down Under fliegen und dort von täglich drei Flügen nach Australien profitieren, sind es ex Zürich rund die Hälfte. Die besten Möglichkeiten für Buchungen in tieferen Klassen bestehen gegenwärtig via London/Hongkong. Auf der Strecke Genf–London hat QF einen Codeshare mit BA, was laut Schaaf auch für Zürich angestrebt wird. Noch immer sind  die Schweiz-Onliner SQ, EK und MH in dieser Reihenfolge die schärfsten QF-Konkurrenten, wobei die Spitzenposition laut Schaaf zwischen SQ und QF hin und her pendelt. Aufgrund der starken Nachfrage herrscht auch an der Preisfront Ruhe, das heisst, es gibt keine «Querschläger».  Nach wie vor bietet einzig Qantas alle sieben Gateways in Down Under an, was Schaaf als USP für Reisende sieht, die nicht nur einen Flug nach Sydney buchen wollen.

Noch sind nur die Australien-Tarife der QF-Low-Cost-Tochter Jetstar in den Systemen buchbar. Schaaf hofft aber, dass bald auch jene von Jetstar Asia aus Singapur heraus als Durchtarife ab Zürich abgebildet werden können. Bereits sehr gut genutzt wird die neu von Jetstar anstelle von Mutter Qantas beflogene Strecke von Singapur nach Darwin-Cairns.

Zu guter Letzt News aus dem Personalsektor: Die langjährigen Zürcher Mitarbeitenden der Gesellschaft sind Aktionäre von Qantas und wurden deshalb kürzlich auch zum entsprechenden Verkauf ihrer Papiere aufgefordert (siehe untenstehende Information).

Peter Kuhn

Qantas unmittelbar vor Besitzerwechsel

Drei Vorkommnisse prägten die vergangenen Wochen bei der australischen Airline: Der von den Kartellbehörden der beiden Länder aufgezwungene definitive (?) Verzicht auf eine strategische Kooperation mit Air New Zealand, die überaus guten Halbjahreszahlen, und die unmittelbar bevorstehende Übernahme der Gesellschaft durch ein australisch-amerikanisches Private-Equity-Konsortium.

Die nicht realisierte Kooperation bedeutet die Fortführung eines mörderischen Preiskampfs auf den Routen zwischen Australien und Neuseeland. Ende 2006 kam der QF-Verwaltungsrat zum Schluss, das Angebot der «Airline Partners Australia» anzunehmen, und den Aktionären zu empfehlen, ihre Anteile zum Preis von 5,60 AUD pro Aktie diesem Konsortium anzudienen. Zum Vergleich: Am 6. November 2006, einen Tag vor der Spekulation über einen eventuellen Verkauf, wurde die Aktie in Sydney zu 4,20 AUD gehandelt, der Durchschnittswert über einen Zeitraum von sechs Monaten vor dem 6. November betrug 3,48 AUD.

Dem Private-Equity-Konsortium gehören aus Australien an: Allco Equity Partners, Allco Finance Group und Macquarie Bank. Diese Gruppierungen werden die Mehrheit halten. Aus dem Ausland sind dabei: Texas Pacific Group, Onex und Investment Funds. Das Konsortium hat zugesichert, mit dem bisherigen Management unter CEO Geoff Dixon weiter arbeiten zu wollen. Nun sind die bisherigen Aktionäre der 1994 privatisierten Gesellschaft gefordert: Sie mussten sich bis Ende Februar entscheiden, ob sie ihre Anteile zu diesen Konditionen verkaufen wollten. Beobachter gehen davon aus, dass der Deal zu Stande kommt und im laufenden Monat offiziell besiegelt werden kann. Dann würden die Aktien sofort dekotiert. Einziger Hinderungsgrund könnte das über Erwarten gute Halbjahresresultat der Gesellschaft sein: Von Juli bis Dezember 2006 konnte der EBT in recht schwierigen Zeiten nämlich um 8,3% gesteigert werden. Dies könnte Verkäufer auf die Idee bringen, einen noch höheren Preis einzufordern, nachdem die Käufer bereits einmal nachgebessert haben.     

PK