REISEN DURSTIGE PASSAGIERE SICHERER? (Ausgabe 2006-46)

von HANSJÖRG BÜRGI , CHEFREDAKTOR DES LUFTFAHRTMAGAZINS SKYNEWS.CH

Die Entwicklung im Luftverkehr ist fantastisch: Immer längere Strecken können nonstop bedient werden. 16-stündige Flüge sind an der Tagesordnung. Besonders auf Langstreckenflügen wird den Passagieren geraten, möglichst viel zu trinken, der trockenen Luft wegen, eben. Doch seit dem 6. November darf es gerade mal noch einen Deziliter Flüssigkeit im Handgepäck sein. Einen Deziliter für 16 Stunden? Klar, die Airlines könnten für Abhilfe schaffen, indem Sie flaschenweise Wasser an Bord verteilen. Doch erste Erfahrungen zeugen vom Gegenteil: An Bord wird gedurstet. Und nicht nur Wasser, sondern auch Handcreme, Zahnpasta oder Parfüm sind verboten. Glücklich sind jene, die nach einem Langstreckenflug in einer prall gefüllten Ecoklasse wohl oder übel riechend und nach frischer Luft hächelnd endlich von Bord gehen können.

Diese Schikanen (oder anständig ausgedrückt Sicherheitsmassnahmen) haben wir insbesondere der in den USA und Grossbritannien grassierenden Terror-Hysterie zu verdanken. Dabei ist es nur ein Reagieren auf vergangene Taten von potenziellen Terroristen, die bereits neue Mittel und Wege aushecken, aber sicher auf Flüssigsprengstoff und Ähnliches verzichten. Dafür werden nun Millionen von Passagieren schikaniert, und die Sicherheitsleute an der Front müssen deren Frust ausbaden.

Was aber, wenn jemand ein Flugzeug mit einer Lenkwaffe vom Himmel holt? Dafür muss man sich nicht an Bord begeben und sein Leben aufs Spiel setzen, sondern nur in einem unauffälligen Fahrzeug in die Nähe des Flughafens. Als einzige wirkliche Massnahme gegen solche Terrorangriffe nützen deshalb nur an Flugzeugen fest installierte Abwehrsysteme, die heute bereits bei Regierungsjets und den Maschinen der El Al eingebaut sind. Mit solchen, präventiven Sicherheitsmassnahmen wird reagiert und nicht immer nur agiert.