Reisen wie im Flieger (Ausgabe 2007-22)

Hans-Rudolf Baumann über die schnelle TGV-Verbindung nach Paris

Das Terrain für den Start der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Strassburg und Paris ist bestens vorbereitet. Die französische Bahngesellschaft SNCF hat es verstanden, den Start der Ära «TGV Est Européen» am übernächsten Sonntag zu einem medialen Ereignis erster Güte zu machen.

In der Schweiz ist Lyria, die gemeinsame Tochterfirma von SNCF und SBB, für die Vermarktung der TGV-Verbindungen nach Paris verantwortlich. Auch sie hat ihren Job in Sachen Werbung in Zusammenarbeit mit den SBB gut gemacht. Hierzulande weiss heute wohl jedes Kind, dass man ab 10. Juni im TGV in 41/2 Stunden vom Zürcher Hauptbahnhof in die Pariser Gare de l’Est gefahren wird. Ab Basel ist die Fahrt nach Paris ja noch eine Stunde kürzer.

Die Fahrzeit zwischen den Stadtzentren von Basel und Paris ist so attraktiv, dass die Billigflieger von Easyjet beschlossen haben, ihre Flugverbindung zwischen diesen beiden Städten aufzugeben. Nicht ganz so krass sieht es mit Zürich aus – da dauert die Reise von Zentrum zu Zentrum mit Zug und Flug etwa gleich lang.

Dennoch sieht sich Lyria auch zwischen Limmat und Seine als echte Konkurrenz zum Luftverkehr. Thierry Müller, der Lyria-Mann in der Schweiz, rechnet vor, dass ein Geschäftsreisender aus Zürich bereit ist, für eine Tagesreise nach Paris ein 1200 Franken teures Flugticket zu kaufen – der höchste Preis für die Fahrt im TGV sei nicht einmal halb so hoch. Konkret sind dies 459 Franken für eine Retourfahrt in der 1. Klasse. Konsumiert man noch Frühstück (zu 21.40 CHF) und Nachtessen (56.90 CHF) – sie werden Reisenden in 1. Klasse an den Platz serviert –, kommt die ganze Reise auf knapp 540 Franken zu stehen.

So weit, so gut. In den 1.-Klass-Wagen des TGV POS («POS» steht für Paris–Ostfrankreich–Süddeutschland) sitzt es sich in den neigbaren Sesseln durchaus bequem – aber nicht viel anders als bei der fliegenden Konkurrenz. Die 2+1-Bestuhlung ähnelt jener in einem Flugzeug, wobei die Hälfte der Passagiere mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen muss. Der Sitzabstand ist – jenem in einer Economy Class vergleichbar – für eine mehrstündige Reise nicht überwältigend. Pro Wagen gibt es nur ein Viererabteil.

Im Vergleich mit den bisher eingesetzten Zügen hat die 2. Klasse unter anderem dank verstellbaren, ergonomischen Sitzen eindeutig an Qualität gewonnen. Hier lassen sich auch ein Büroraum mit Steckdosen und Familienabteile reservieren.