Rückkehr zum Charter-Egoismus (Ausgabe 2006-41)

Urs Hirt über die Charterplanung 2007

Hotelplan hat seine Charterplanung für den Sommer 2007 unüblich früh bekannt gemacht. Das passt durchaus ins neue Belair-Denken in Glattbrugg. Vorüber sind die Zeiten, als sich  die Verantwortlichen mit je 2500 Jahres-Flugstunden der drei Boeings zufriedengaben. Wachstum ist angesagt. Und dieses kann nur über die Akquisition von neuen TOs erfolgen. Also hat Hotelplan ein Interesse daran, seine Planung frühzeitig unter die Leute zu bringen. Denn Hotelplan ist nicht allein. Auch Air Berlin hat sich schon geoutet. Von den klassischen Anbietern scheint sich nur Edelweiss zurücklehnen zu können, was bei über 3000 jährlichen Flugstunden für jedes der vier Fluggeräte nicht weiter erstaunt.

Der Kampf um Charterplätze ist eröffnet. Nur befinden wir uns mittlerweile in einem Käufermarkt. TOs haben neu die Qual der Wahl, denn im Hintergrund lauern Swiss, Hello und Helvetic Airways mit teils günstigeren Kostenstrukturen und abweichenden Flugzeuggrössen.

Zur neuen Ausgangslage beigetragen hat auch die Erosion der Zweckallianz Kuoni-Hotelplan. Diese funktionierte so lange gut, als sich die Ausgeschlossenen nicht organisierten oder anders behelfen konnten. Das ist nun nicht zuletzt wegen des forschen Markteintritts von Air Berlin geschehen. Dazu kommt, dass Kuoni und Hotelplan offenbar den Markt in Sachen möglichst häufiger Direktverbindungen falsch eingeschätzt haben. Oder anders ausgedrückt: Was für Palma gilt, muss noch lange nicht auf die Verbindungen nach Antalya, Heraklion und Larnaca anwendbar sein. An diesen Destinationen spielt – im Gegensatz zum Bade- und Städteziel Palma – die tägliche Flugverbindung oder totale Flexibilität eine offenbar kleinere Rolle. Deshalb hat man hier bei den kombinierten Flügen EDW/BHP zurückgesteckt. Wie auch generell bei bisher gemeinsam angeflogenen Zielen im Raum Spanien.

Auch wenn Kuoni und Hotelplan noch zusammenarbeiten: Die Basis ist schmaler geworden, die Einzelinteressen werden wieder höher als auch schon gewichtet. Nachdem Air Berlin für den Sommer 2007 noch nachgelegt hat, kann man auf die weitere Entwicklung am Charter-Himmel durchaus gespannt sein. Nicht vertikal integrierte Unternehmen scheinen im Vorteil zu sein. Und selbst wenn eine ausverkaufte Belair B-757 pro Sitz am günstigsten fliegt: Grösse ist nicht nur ein Vorteil. Im Gegenteil – sie zwingt zur Partnersuche.