Schnäppchenportale: für viele eine sinnlose Investition (Ausgabe 2012-09)

Die Reisebranche ist Scoup, Dein Deal und Co. gegenüber kritisch eingestellt.

Es sind Angebote, die selbst im kompetitiven Reisemarkt für Aufsehen sorgen: Hotelplan bietet neun Tage Südafrika mit Direktflug, Mietwagen und einer Übernachtung für CHF 1190 statt CHF 2036 an – 42% Ermässigung. MSC Kreuzfahrten legt noch einen obendrauf: elf Nächte zu zweit auf der MSC Melody für CHF 698 statt CHF 2680 – 74% Ermässigung.

Zu finden sind die Angebote auf Schnäppchenportalen wie Scoup, Dein Deal oder Groupon. Immer mehr werden die Portale auch vom Reise- und Tourismussektor genutzt. Hauptsächlich sind es einzelne Hotels. Von Veranstaltern wie Hotelplan oder MSC Kreuzfahrten tauchen nur vereinzelt Angebote auf – ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo sich das Geschäftsmodell auch in der Touristik etabliert hat und Portale zu Absatzkanälen werden.

Hotelplan Suisse hat laut Marketing Manager Denise Azzini im Herbst mit einer Testphase begonnen und schreibt nun in unregelmässigen Abständen Angebote auf Scoup aus, rund zehn Aktionen pro Jahr. «Wir sehen dieses Portal eher als Werbung und nicht als zusätzlichen Verkaufskanal, da es sich jeweils nur um eine geringe Anzahl Plätze pro Angebot handelt», sagt Azzini. Man wolle damit primär die Angebote als solche bekannt machen und nicht die Marke Hotelplan pushen.

MSC Kreuzfahrten arbeitet laut Sprecherin Kerstin Hessel schon seit einiger Zeit mit Dein Deal zusammen. «Von Konsumentenseite her besteht eine Nachfrage, und wir haben gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit gemacht», so Hessel.

Andere Branchenplayer äussern sich eher kritisch gegenüber den Schnäppchenportalen. Helvetic Airways etwa schaltete vor gut einem Jahr einmal eine Aktion auf Dein Deal. «Einen Flug kann man dort nur schlecht promoten», sagt CFO/CCO Tobias Pogorevc, «wenn man von der tiefsten Buchungsklasse 50% abzieht, wie es die Portale fordern, sind nicht einmal mehr die Taxen gedeckt.» Helvetic Airways verkaufte deshalb einen Wertgutschein über Dein Deal. «Wir erhofften uns davon viele Neukunden. Am Ende kauften aber vor allem bestehende Kunden die Gutscheine», erklärt Pogorevc. 

Swiss startete vor einiger Zeit einen Testlauf in Frankreich, der gemäss Thomas Benz, Head of Sales & Marketing, wenig Ergebnisse gebracht habe. In der Schweiz kommt eine Zusammenarbeit mit einem Dealportal für Swiss nicht infrage. «Wir sind hier bereits Marktführer und vermarkten uns am besten selbst und direkt. Solche Deals steigern das Image einer Marke kaum, sondern lassen am Schluss lediglich das Dealportal gut dastehen», erklärt Benz. 

Kein Interesse an Schnäppchenportalen haben auch die anderen zwei grossen Veranstalter. «Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt für uns bei diesen Portalen nicht», erklärt Erich Mühlemann, Leiter Distribution TUI Suisse, «sie eignen sich für einzelne Dienstleistungen wie etwa einzelne Übernachtungen von Hotels, aber nicht für ein komplettes Reiseangebot.» 

Auch Kuoni sieht zurzeit keinen Sinn in einer Zusammenarbeit mit Dealportalen. «Es kann sich lohnen, wenn man ganz neu im Markt ist und sich einen Namen machen will. Der Marke Kuoni würde es wohl eher schaden», ist Markus Wyler, Leiter E-Commerce, überzeugt.

Stefan Jäggi