«Schweizer geben pro Kopf am meisten Geld bei uns aus» (Ausgabe 2016-12)

Dominic Paul, Senior Vice President International von Royal Caribbean Cruises, spricht über die grössten Schiffe der Welt und den Schweizer Gast.

Herr Paul, Sie arbeiten seit sechs Jahren für Royal Caribbean Cruises, verbringen Sie Ihre Ferien an Land oder an Bord eines der Kreuzfahrtschiffe?

(Lacht) Ich habe fünf Kinder, sie lieben die Allure of the Seas. Das zweite Schiff der Oasis-Klasse ist aber auch eines meiner Lieblingsschiffe, es ist einfach unglaublich: Es gibt z.B. einen Central Park mit über 12000 echten Bäumen. Am meisten verbunden fühle ich mich mit der zweijährigen Quantum of the Seas, die wir in China stationieren. Ich war kürzlich an Bord des Schiffes, als es bei Sonnenaufgang in Hong Kong einlief – diesen Moment werde ich nie vergessen. Das Schiff ist auch speziell, weil es das grösste Schiff ist, das jemals in Deutschland gebaut wurde. 

Mit der Ovation und der Harmony of the Seas wird die Flotte um zwei
Gigaliner erweitert. Werden Sie noch grössere Schiffe bauen?

Als wir vor zehn Jahren die ersten Schiffe der Freedom-Klasse für 3600 Pax bauten, stellten Journalisten dieselbe Frage. Unsere Antwort war: «Sag niemals nie». Die Überraschung war gross, als wir dann mit der Oasis-Klasse Schiffe für 6000 Pax bauten. Niemand konnte sich vorstellen, dass das Gäste-Erlebnis mit so vielen Menschen gewährleistet ist. Heute gehören diese Schiffe nicht nur zu den grössten, sondern auch zu den beliebtesten der Welt. Die Harmony wird jeden Rekord brechen. Derzeit ist es aber nicht geplant, noch grössere Schiffe zu bauen.  

Die Harmony of the Seas wird zuerst in Europa kreuzen, bevor sie im Herbst in Richtung Karibik ausläuft. Haben Sie Anträge für Kuba-Anläufe eingereicht?  

Kuba ist wunderschön, mit dem Schiff kann man das Land sehr gut bereisen. Wir würden Kuba deshalb gerne ins Programm aufnehmen, als US-Reederei müssen wir aber auf die Zulassung warten. Die Nachfrage ist da, das Geschäft würde sich für beide Seiten lohnen. Ein wachsendes Geschäft haben wir v.a in Europa und in China. 

Royal Caribbean Int. hat fünf Schiffe in China. Die Kreuzfahrten werden in der Schweiz vermarktet. Würde ich mich wohl fühlen auf diesen Kreuzfahrten?

(Lacht) Diese Kreuzfahrten richten sich an ein internationales Publikum. Es sind jedoch hauptsächlich Chinesen an Bord. Ich war, wie erwähnt, vor zehn Tagen auf der Quantum of the Seas in China und ja, ich denke Sie würden sich wohl fühlen. Chinesen sind tolle Menschen zum Cruisen. Sie hätten auch Gelegenheit, ein Gefühl für die chinesische Kultur zu bekommen. 

Von wegen Kultur: Die Chinesen haben einen Aberglauben betreffend die Zahl vier, die auf Chinesisch wie Tod klingt. Gibt es auf der Ovation ein Deck 4? 

Wir haben ein Deck 4 und auch Kabinen mit der Zahl 4. Vielleicht nimmt das Schiff unseren chinesischen Gästen den Aberglauben.

Rund 3 Mio. Gäste reisen jährlich mit Schiffen von Azamara, Celebrity und RCI. Amerikaner führen vor den Chinesen, gefolgt von den Briten. Wie viele Reisende kamen aus der Schweiz?

2015 waren rund 10000 Schweizer mit uns unterwegs. Wir wollen jedoch noch weiter wachsen: Schweizer Gäste sind sehr zufrieden mit unseren Produkten, das können wir an den Bewertungen sehen. 

Wie wollen Sie sich im Schweizer Markt stärken? 

Wir werden unser Sales-Tam vergrössern, ins Marketing investieren und enger mit unseren Partnern zusammenarbeiten. Die Schweiz ist ein wichtiger Markt – der Schweizer gibt pro Kopf am meisten bei uns aus; zudem ist er ein angenehmer und anständiger Gast, der das internationale Feeling an Bord der Schiffe sehr schätzt. 

Macht Ihnen der starke Schweizer Franken keine Mühe?

Nein, im Gegenteil, unsere Bordwährung ist US-Dollar. Aufgrund des starken Frankens haben Schweizer mehr Geld zum Ausgeben, was sie auch tun.

Waren Sie auch schon in der Schweiz? 

Ja, vor drei Wochen war ich in Davos Ski fahren. Zudem habe ich Familie in Basel; ich bin sehr verbunden mit der Schweiz. 

Zur Person

Der Engländer Dominic Paul (45) kam 2010 zu Royal Caribbean Cruises, zuerst als Managing Director GB und Irland. 2012 wurde er zum Expansions-Leiter für die Marken Royal Caribbean Int., Celebrity Cruises and Azamara Club Cruises für GB, Irland, Europa, Mittlerer Osten und Afrika befördert und gleichzeitig zum Managing Director für RCL Cruises Ltd. ernannt. Nach seinem Abschluss in Wirtschaft an der Londoner Universität startete er seine Karriere 1993 bei British Airways. Dort half er u.a. beim Aufbau der Billigairline Go Fly Ltd. 2007 wechselte er zur Airline bmi und stieg zum Chief Operating Officer auf. 
Erna Jonsdottir