SRV verabschiedet sich vom Qualitäts-Gütesiegel (Ausgabe 2007-30)

Der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) verabschiedet sich per Ende Dezember 2007 aus der Trägerschaft. Das Branchen-Interesse war zu gering.

Das hatte sich der SRV bei der Lancierung vor sechs Jahren anders vorgestellt. Geschäftsführer Walter Kunz erklärt: «Das Interesse für die reisebürospezifischen Q-Kurse lag weit unter unseren Erwartungen. Wir erwarteten eine breite Abstützung in der Reisebranche mit zwei bis drei Kursen pro Jahr. Für einen Kurs meldeten sich durchschnittlich sechs bis sieben Leute an, mehr lag trotz intensiver Suche unsererseits meistens nicht drin. Für eine kostendeckende Durchführung wären jedoch mindestens 15 Teilnehmer nötig gewesen.» So ist in diesem Jahr kein einziger reisebürospezifischer Kurs zu Stande gekommen.

Deshalb hat der SRV-Vorstand an seiner letzten Sitzung beschlossen, die Trägerschaft des Qualitäts-Gütesiegels per Ende Jahr zu kündigen. «Die jährlichen Kosten von rund CHF 8000 sind zwar relativ human, stehen aber nicht im Verhältnis zum Interesse in der Branche. Dazu kommt der relativ grosse zeitliche Aufwand für Sitzungen und Kurswerbung», so Kunz.

Obwohl es nun definitiv keine reisebürospezifischen Kurse mehr gibt, können Betriebe der Reisebranche neutrale Q-Kurse des Schweizer Tourismus-Verbandes (STV) besuchen und dort eine Zertifizierung erlangen. Dies ist jedoch mit Nachteilen verbunden: Sie kosten mehr – 610 statt 490 Franken – und sind nicht auf die Reisebüro-Branche bezogen. Kunz: «Die Teilnehmer der neutralen Kurse stammen vorwiegend aus den Bereichen Busunternehmen, Hotellerie, Gastronomie und Verkehrsbüro. Und dort spricht man halt beispielsweise von Gästen statt von Kunden.»

STV-Direktor Mario Lütolf zum Austritt des SRV: «Wir bedauern den Entschluss des SRV-Vorstandes und dass es nicht gelang, dem Qualitäts-Gütesiegel auch in den Reisebüros zum Durchbruch zu verhelfen.» Lütolf anerkennt allerdings, dass der SRV gemacht hat, was er konnte; so eine Trägerschaft sei zeit- und kostenintensiv, zumal die Verbände innerhalb der Trägerschaft die Werbung nach innen selber verantworten. Es sehe nun mal so aus, als ob die Outbound-Industrie keinen zusätzlichen Bedarf für Qualitätssicherung habe, zumal ja einige der Grossveranstalter ihre eigenen Qualitätssicherungsstrukturen besitzen und sich nach ISO zertifizieren lassen. «Wir sind überzeugt davon, dass die Qualitätssicherung auch in den Reisebüros von grosser und gar zunehmender Wichtigkeit ist», so Lütolf weiter. Wichtig sei für den STV aber, dass der SRV weiterhin hinter der Q-Zertifizierung stehe und diese seinen Mitgliedern empfehle. Lütolf weist darauf hin, dass die Trägerschaft des SRV bis Ende dieses Jahres Gültigkeit habe und Reisebüros die Q-Kurse bis Ende Jahr noch zu den gültigen Sonderkonditionen belegen können.
In den vergangenen sechs Jahren haben fast nur mittlere und kleine Unternehmen ihre Mitarbeitenden in die Q-Kurse geschickt. So absolvierten laut Kunz lediglich 67 Reiseprofis einen der vier reisebürospezifischen Kurse. «Wenn es die neutralen Kurse nicht geben würde, hätte ich den Antrag zur Kündigung nicht gestellt», führt Kunz aus. Denn nach wie vor sei der SRV von den Kursen zur Qualitätssicherung überzeugt.

Chris Probst