Swiss wird keinen Schritt zurück machen (Ausgabe 2013-11)

Oneway-Tarife ab Genf

Im vergangenen September lancierte Swiss in Genf eine Offensive mit dem Angebot von Oneway-Tarifen. Die offiziellen, lindernden Beteuerungen von Swiss besagten, dass die Romands «mehr Flexibilität und günstigere Tarife» wünschten, doch es war ganz klar: Swiss nahm damit Easyjet und deren fast 40% Marktanteil in Genf ins Visier.

Das «Experiment» sollte während vier Monaten auf vier Strecken durchgeführt werden, nämlich jenen nach Nizza, Madrid, Athen und Prag. Als es im Januar 2013 Zeit für eine Bilanz war, liess Swiss wissen, dass die Tests mit den Oneway-Tarifen verlängert würden. Grund: die Verstärkung der Präsenz von Swiss in der französischen Schweiz. Inzwischen ist aber klar, dass die Oneway-Tarife, welche übrigens von allen Distributionskanälen gut aufgenommen wurden, nicht mehr verschwinden werden. Dafür gibt es zwei Gründe.

Zum einen erhält die Genfer Swiss-Basis mehr Autonomie, auch und gerade in den Bereichen Promotion und Marketing. Die Umsetzung des Konzepts «Zwingli und Calvin» auf operationeller Ebene ist bereits voll in Gang. Die Stärkung des Platzes Genf macht sich vor allem im Bereich der Kurz- und Mittelstreckenziele bemerkbar, wo die Konkurrenzsituation besonders brutal ist. Zur Erinnerung: Easyjet bedient ab Genf mit 13 Airbussen rund 60 Destinationen und Air France wird mit ihrer neuen Low-Cost-Tochter «Hop» ab diesem Sommer zwei neue saisonale Routen lancieren.

Swiss muss aber auch Zeit gewinnen. Der neue Generaldirektor für die Westschweiz erhält zwar mehr Kompetenzen, ist zurzeit aber noch gar nicht bestimmt. Allerdings soll es inzwischen eine recht dünne Shortlist geben, so dass der Name bald bekannt gegeben werden dürfte. Diese Person muss dann die Zukunftsstrategie in Genf definieren. Im aktuellen Pflichtenheft steht übrigens, dass Swiss den Oneway-Tarifen bis auf weiteres kein Ende bereiten soll. Besser noch: Der Ausbau des saisonalen Angebots von Swiss ab Genf (Porto, Olbia, Catania, etc.) deutet darauf hin, dass noch mehr Oneway-Lösungen angeboten werden, zumal es sich allgemein um Leisure-/Ethnic-Strecken handelt.

Swiss muss allerdings auch darauf achten, dass der Spagat gelingt und dem Anspruch nach qualitativem und nachhaltigem Ausbau Genüge getan wird. Swiss darf in Genf kein «Light»-Produkt bieten. Experimente mit Oneways sind das eine, der Erhalt eines guten Yields das andere.

Dominique Sudan