TOs: «Der Währungsvorteil liegt klar auf unserer Seite» (Ausgabe 2012-03)

Die Schweizer Veranstalter haben ihre Eurowechselkurse unter der Euro-Untergrenze von CHF 1.20 abgesichert und verzeichnen nun tiefere Preise als 2011.

Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die Schweizer TOs gegenüber deutschen Anbietern wegen dem Sturz des Eurokurses und dem starken Franken benachteiligt. Für den Sommer 2012 haben die Veranstalter ihre Eurokurse nun jedoch unter der Euro-Untergrenze von CHF 1.20 absichern können und sind daher in der Lage, den Währungsvorteil für sich zu beanspruchen. 

Eine der grössten Befürchtungen von Marianne Häuptli (Senior Vice President Market Management Kuoni) ist, dass ins Ausland abgewanderte Kunden den Weg ins Schweizer Reisebüro nicht mehr finden. «Die ganze Branche hat letztes Jahr enorm unter dem Eurokurs und der dadurch ver-ursachten Kundenab-wan-derung gelitten. Doch wir haben aktuelle Fälle, wonach Schweizer Kunden nach dem Preisvergleich in Deutschland letztlich doch in der Schweiz buchten, da ihre Rhodos-Ferien hier halb so teuer waren. Das macht uns zuversichtlich.» 

Während die Preise in Destinationen wie Ägypten oder Tunesien aufgrund der Vorkommnisse im 2011 gesunken sind, wurden die Badeferiendestinationen an sich nicht günstiger, erklärt Häuptli. «Dennoch liegen unsere Preise aufgrund des deutlich unter CHF 1.20 abgesicherten Eurokurses unter jenen des Vorjahres. Sollte der Kurs wieder ansteigen, können wir relativ lange günstige Ferien anbieten. Das ist auch unsere Message für 2012.» 

Bei Hotelplan Suisse sind die Badeferiendestinationen im Sommer 2012 ausnahmslos günstiger, wie Sprecherin Prisca Huguenindit-Lenoir erklärt: «Das Preisniveau ist gegenüber Sommer 2011 je nach Datum, Leistung, Fluggesellschaft oder Destination zwischen 5 und 20% günstiger, in einzelnen Fällen sogar prozentual noch günstiger.» Als Grund für die gesunkenen Preise nennt CEO Thomas Stirnimann in einer Mitteilung neben dem «flexiblen Geschäftsmodell» auch die Nachverhandlungen mit den Partnern und eine Preiskalkulation bei sehr tiefem Eurokurs.

Laut TUI Suisse sind Reisen in der Schweiz derzeit nicht nur günstiger als 2011, sondern auch günstiger als in Deutschland. Ein interner Preisvergleich von TUI Suisse und TUI Deutschland für den Sommer 2012 habe gezeigt, dass identische TUI-Arrangements in Schweizer Reisebüros oder online um bis zu 30% günstiger gebucht werden können. 

Die Gründe: Einerseits hat TUI Suisse den Grossteil der Flug- und Hotelleistungen zu einem tiefen Euro-Frankenkurs von unter CHF 1.20 gesichert, andererseits hat der Entscheid der Nati-onalbank, den Wechselkurs des Frankens zum Euro zu fixieren, die momentane Situation begünstigt. TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer geht laut einer Mitteilung davon aus, dass deshalb die Preise im Vorjahresvergleich bis zu 15% Prozent günstiger sind. Je nach Reiseangebot und dem Anteil an Flug- und Landleistungen kann die Einsparung bis zu 30% betragen.

Bei ITS Coop Travel liegen die Preise im kommenden Sommer um durchschnittlich 6% unter den Vorjahrespreisen. Die Behauptung von TUI Suisse, wonach in der Schweiz die Ferien nun günstiger gebucht werden können als in Deutschland, erachtet ITS-Coop-Geschäftsführer Andi Restle jedoch als zu gewagt, denn für eine solche Aussage seien die Preise heutzutage zu dynamisch. «Unsere Preise liegen nicht generell unter jenen aus Deutschland, das schaffen wir schon aufgrund der Menge nicht. Doch der Währungsvorteil liegt ganz klar auf unserer Seite, da wir den Euro unter dem aktuellen Kurs abgesichert haben.» 

Da ITS 2011 zu viele und zu teure Euro einkaufte, ist daraus ein Währungsverlust entstanden. Sollte ITS Coop hingegen heuer zu viele Euro eingekauft haben, wird man daran verdienen, solange der abgesicherte Kurs unter dem aktuellen Wechselkurs liegt. 

Simon Benz

SRV löst PR-Welle aus

Nachdem der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) seine PR-Aktivitäten im letzten Jahr situationsbedingt etwas reduzierte, hat er per Anfang 2012 die Zügel wieder angezogen. «Wir haben uns Ende Dezember 2011 mit den PR-Verantwortlichen der grossen Veranstalter zusammengesetzt und über verschiedene PR-Möglichkeiten gesprochen. Zudem war ich mit der Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, Sara Stalder, in Kontakt, um ihr aufzuzeigen, dass die Schweizer Reisepreise durchaus konkurrenzfähig sind», erklärt SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Ausserdem war der SRV mit zahlreichen Medienvertretern im Gespräch und habe in den ersten Januarwochen schweizweit über 300 Zeitungsartikel zum Thema ausgelöst.

BNZ

Neckermann weniger betroffen

Weniger von der Wechselkurs-Thematik betroffen ist Neckermann Reisen, der seine Reiseangebote vom deutschen Mutterhaus bezieht und diese in der Schweiz zum selben Europreis anbietet bzw. mit einem Umrechnungskurs von CHF 1.25 umrechnet. «Aus unserer Sicht lohnt sich das Buchen in Deutschland überhaupt nicht, denn im Gegensatz zu andern TOs kalkulieren wir keinen Frankenpreis, sondern verlangen den identischen Europreis», erklärt Marta Di Girolamo (Geschäftsführerin Veranstaltervertrieb). Für den Preis entscheidend sei hingegen die Bezugsquelle. Durch die Grösse des Veranstalters könne Neckermann auch in der Schweiz von dessen Einkaufsmacht profitieren, was sich auf den Preis auswirke.

BNZ