Trotz allem: Griechenland wird nicht gemieden (Ausgabe 2015-35)

Die Kunden lassen sich durch die Flüchtlings-Bilder aus Kos kaum beirren, melden die Veranstalter.

Die TV-Bilder der Flüchtlingswelle, die aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten über die Türkei nach Griechenland schwappt, sorgen für Betroffenheit. Und vor Ort fordern Tausende von Gestrandeten einem Land, das eh schon zu kämpfen hat, alles ab. Wie wirkt sich diese Situation nach der verunsichernden Grexit-Diskussion zu Beginn des Sommers auf die touristische Nachfrage für die wichtige Herbstsaison aus? 

Alle drei grossen Veranstalter Hotelplan, TUI und Kuoni unterstreichen, dass in den Ferienorten auf Kos wie Mastichari, Marmari, Kefalos, Kardamena oder Psalidi die Kunden von der Flüchtlingssituation kaum etwas mitbekommen – diese konzentriere sich vor allem auf die Stadt Kos. «Als das Thema in den Medien sehr präsent war, führte dies zu einem Rückgang der Neubuchungen», sagt Tim Bachmann, Director Touroperating Shorthaul bei Hotelplan Suisse. «Inzwischen steigt der Buchungseingang für Kos bereits wieder an, liegt aber noch etwas hinter dem Vorjahr.»

Roland Schmid, Sprecher bei TUI Suisse, erklärt, dass noch niemand vorzeitig von Kos zurückreisen wollte, und auch Umbuchungen oder Stornierungen von Kunden mit einer bevorstehenden Abreise gebe es nicht. «Die Nachfrage für Griechenland liegt über dem sehr guten Vorjahresniveau – auch für Kos.» Und Karin Markwalder, Head of Product Package bei Kuoni, weist darauf hin, dass die Reisebüros aktiv über die Situation informiert werden: «Alle gebuchten Ferien können normal durchgeführt werden, spesenfreie Änderungen sind darum nicht möglich.»

Nachdem im Zuge der Grexit-Diskussion die Buchungen für Griechenland Ende Juni da und dort etwas nachgelassen haben, hat sich die Nachfrage inzwischen wieder erholt. «Wir erwarten einen sehr starken Herbst, Griechenland kann voraussichtlich von der zurückhaltenden Nachfrage für muslimisch geprägte Destinationen profitieren», sagt Bachmann (Hotelplan).

«Die politischen Debatten passten mit dem Buchungsverhalten der Kunden nicht zusammen», bestätigt auch Roland Schmid (TUI): «Die Nachfrage war immer gut, im ordentlichen wie im Last-Minute-Geschäft.» Bei Kuoni macht Karin Markwalder aber darauf aufmerksam, dass ein Vorjahresvergleich wegen des tieferen Preisniveaus durch den günstigeren Euro verzerrt wird. Trotzdem: «Das Sommergeschäft für Griechenland war gut.» 

BE