In «Ueli der Knecht», Gotthelfs Roman, kommt es wegen eines Erbes zum Zerwürfnis. Ob solches auch der Travel Trade Service Ltd. (TTS) droht? Denn was 1980 als Reisebüro-Gruppierung angefangen hat, positioniert sich nun als Vereinigung unabhängiger Reiseunternehmen. Dies, nachdem man im Markt immer mehr als Veranstalter-getriebene Organisation wahrgenommen wurde. Vier neu formulierte Pfeiler der Vertriebspolitik und des Marktauftritts sollen belegen, dass die TTS-Gruppe gestärkt und geeint in die Zukunft geht.
Trotz vier Austritten zwischen Ende 2005 und Ende 2006 macht die Vereinigung von Reiseunternehmen gegen innen einen soliden Eindruck. Die Einstimmigkeit an der Klausur von letzter Woche möge ein Beweis dafür sein. Fakt ist, dass alle TTS-Mitglieder noch mehr als früher am gleichen Strang ziehen (müssen). Erstmals als oberste Pflicht definiert wird, dass man fortan die TTS-Veranstalter mit erster Priorität zu verkaufen hat. Wie immer gibt es dabei Verlierer und Gewinner. Auf der Verliererseite steht als Generalist einzig Travelhouse fest. Zu viele Überschneidungen mit den Destinationen der TTS-Veranstalter fordern ihren Tribut. Auf der Gewinnerseite sind drei Spezialisten aus den eigenen Reihen auszumachen: Knecht, Tourasia und Lets go Tours.
Besonders im Fall von Tourasia und Lets go sind die Überschneidungen mit Travelhouse gewachsen. Neben Asien und Arabien steht man in drei weiteren Regionen in direkter Konkurrenz: Indien, Indischer Ozean und Ostafrika hier hat Travelhouse mit Zukäufen sein Engagement verstärkt. Auch im Fall von Knecht wird die Schnittfläche mit Travelhouse grösser. Hatte man früher nur Südamerika deckungsgleich, so sind es jetzt vier weitere Regionen. Travelhouse lancierte Ozeanien und Südafrika. Knecht ist in Nordamerika eingestiegen und führt dank Latino auch Mexiko, Mittelamerika und Kuba.
Dagegen gilt es sich zu wappnen. Dies machen die TTS-Veranstalter, indem sie ihre Kollegen aus den TTS-Reisebüros davon überzeugen, sie mehr zu verkaufen. Da nach der Übernahme der Mittelthurgau Retail über 20 der 84 TTS-Verkaufsstellen von Aarau aus kontrolliert werden, muss diese Überzeugungsarbeit höchstens bei drei Viertel aller TTS-Reisebüros geleistet werden. Dabei kommt ihnen zu Gute, dass es seit kurzem den von Knecht, Tourasia oder Lets go gefütterten TTS Flugshop gibt.
