Turicum mit Problemen (Ausgabe 2006-43)

Nach einigen Anlauf-Jahren ist Peter Weisskopfs Turicum Tours dieses Jahr in Kroatien grosse Risiken eingegangen.

Aus Insider-Kreisen ist zu vernehmen, dass der Wholesaler Turicum Tours, der in der Schweiz für sein Kroatien-(Flug-)Angebot vor allem Unique Travel und FTI zu seinen Kunden zählte, mit grossen Problemen zu kämpfen hat. Schon vor den Sommerferien 2006 konnte das von Besitzer Peter Weisskopf geführte Zürcher Unternehmen von den zahlreichen, im Risiko übernommenen Sitzen auf Charter-Maschinen bei weitem nicht alle weiterverkaufen. Walter Binggeli von FTI erklärt: «Ende Juni konnte Weisskopf die Maschinen deshalb nicht mehr bezahlen, worauf wir im Falle des Charter-Flugs Basel–Split bei der betroffenen Air Adriatic (AHR) mit Sitz in Rijeka einsprangen und das ganze Risiko übernahmen, was uns zusätzliche Verkaufs-Anstrengungen abverlangte.»
Für den Helvetic-Split-Flug ab Zürich soll auch ein TO eingesprungen sein, was Helvetic-Pressesprecher Bruno Schaller nicht kommentieren will. Für den Basler Dubrovnik-Flug hatte FTI von Beginn weg einen direkten Vertrag mit Air Adriatic gehabt.

Für das laufende jahr hatte Weisskopf bei Air Adriatic auch Kroatien-Rotationen von sieben deutschen Flughäfen aus eingekauft. Air-Adriatic-Verkaufschef Jovan Misiraca blickt zurück: «Wir arbeiten seit 2005 mit Turicum zusammen. Letztes Jahr hatten wir keine Probleme. Für dieses Jahr waren total 72 Rotationen für Turicum vorgesehen. Davon wurden nur 28 geflogen. Zu Beginn der Sommer-Saison traten die ersten Probleme auf. Weisskopf war nicht mehr in der Lage, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Wir setzten uns daraufhin mit ihm in Verbindung und baten ihn um Vorschläge zur Finanzierung der weiteren Flüge. Wir erhielten nur ungenügende Antworten und keine Garantien, weshalb wir die Ketten annullierten.» Laut Misiraca konnte und wollte niemand die ausgefallenen Flüge übernehmen. Er fährt deshalb fort: «Wir werden Turicum Tours auf Bezahlung der vertraglich vorgesehenen Konventionalstrafe von CHF 100000 zuzüglich der Kosten für die ausgefallenen Rotationen einklagen.»

Betroffen ist auch FTI Deutschland. Flugeinkäuferin Anja Ruppert erklärt: «Wir hatten bei Turicum Arbeitskontingente auf AHR-Flügen. Bereits kurz nach Saisonbeginn wurden einzelne Flüge gestrichen. Im Juli wurden dann alle Ketten annulliert. Die angebotenen Ersatzlösungen waren für uns nicht annehmbar, wir mussten daher andere Wege suchen, um unsere Kunden zu befördern. Dies hat uns Mehrkosten gebracht. Der Fall liegt bei uns in der Rechtsabteilung.» 

Weil Weisskopf auch die eingekauften Hotelbetten rund um Split und Dubrovnik nicht füllen konnte, stellten deren Besitzer Forderungen finanzieller Art, die Weisskopf ebenfalls nicht honorieren konnte. Mehrere Male wurden von Dritten in der Schweiz erfolglos Versuche unternommen, zwischen Weisskopf und den Kreditoren zu vermitteln, wie Gewährsleute berichten.
Weisskopf will zu diesen Vorgängen im Detail nicht Stellung nehmen, räumt aber im Gespräch mit TI ein, dass er in einer schwierigen Lage stecke, weil nicht alles rund gelaufen sei.

Peter Kuhn

Charterrisiken von 15 Millionen Franken

Im Oktober 2005 nannte Peter Weisskopf TI einen seiner Grundsätze: «Grosse Einheiten einkaufen und dann die entsprechende Kundschaft suchen.» Dieses Credo wandte er während der letzten Jahre bei deutschen TOs im Incoming-Geschäft nach der Schweiz und im Outgoing aus der Schweiz und Deutschland nach Kroatien und Ungarn an. Weisskopf (58), seit fünf Jahren in diesem Business tätig, hatte vor, dieses Jahr mit zahlreichen Charter-Flügen und einer grossen Menge eingekaufter Betten für Kroatien als eine Art Consolidator zu agieren und die «Ware» an interessierte TOs einzeln oder im Paket zu verkaufen.
Er ist dabei nach eigenen Angaben (Stand Oktober 2005) Charter-Risiken von rund 15 Mio. Franken eingegangen und war sich – wie er damals erklärte – bewusst, dass «ich 2006 gross rauskomme oder untergehe».

PK