Türkei von grossen Einbrüchen noch verschont (Ausgabe 2015-34)

Tour Operators berichten von beginnender Zurückhaltung bei Städte- und Studienreisen.

Die Militäroffensive gegen PKK und IS, die Flüchtlingsproblematik, Anschläge in Istanbul und eine gewisse «Islamophobie» im westlichen Ausland: Die Türkei hat derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Tourismus, auch wenn sich diese zum Grossteil noch nicht so dramatisch auswirken, wie befürchtet.   

«Gott sei Dank schlägt die Krise noch nicht so durch», sagt Deniz Ugur vom Türkeispezialisten Bentour. Die Buchungen lägen nur leicht unter Vorjahr, Stornierungsanfragen gebe es «so gut wie keine». Noch liessen sich die Kunden überzeugen, dass die Sicherheit der Feriengebiete nicht bedroht sei. Ugur beurteilt die Situation in den touristischen Zentren am Mittelmeer – wie übrigens auch das EDA – als stabil. «Ich würde jederzeit Ferien in der Türkei machen.»

Auch beim deutschen Spezialisten V. Ö. Travel lässt sich «zum Glück nur ein geringer Buchungsrückgang verzeichnen». Man habe mit einem stärkeren Einbruch gerechnet.  

Etwas anders sieht es bei Studienreiseveranstaltern aus. «Seit einer Woche merken wir eine gewisse Zurückhaltung, was den Herbst und Winter betrifft», heisst es bei Studiosus. Zwei Reisen in den Südosten habe man aus Sicherheitsgründen abgesagt. Insgesamt liege man zweistellig hinter den Paxzahlen des Vorjahres. Auch Gebeko hat Reisen nach Ostanatolien und ans Schwarze Meer abgesagt. 

TUI Suisse, Hotelplan Suisse und Kuoni Schweiz äussern sich am positivsten zur Türkei. Bei TUI, wo die Türkei zu den Top-3-Destinationen gehört, verzeichnet man für die Südtürkei und die Ägäis «eine starke Nachfrage», lässt Sprecher Roland Schmid wissen. Man habe gar Zusatzkapazitäten aufgelegt. Schmid: «Die touristischen Zonen mit dem Zentrum Antalya liegen rund 1000 Kilometer von den Brennpunkten im Osten entfernt.» Die gebuchten Leistungen würden überall uneingeschränkt erbracht. Von Gästen habe es bislang keine einzige Anfrage gegeben, ob sie vorzeitig nach Hause reisen könnten. 

Bei Hotelplan Suisse sind Istanbul und Südtürkei einstellig im Minus, die Türkische Ägäis stark im Plus, v.a. durch den neuen Dalaman-Sommer-Charter. «Bereinigt um diesen Effekt ist die Türkei einstellig im Minus», so Sprecherin Anja Dobes. Der Negativtrend habe sich zuletzt leicht verstärkt. Es werde sehr kurzfristig gebucht – «ein Zeichen für eine gewisse Unsicherheit». Kuoni-Sprecher Peter Brun sind keine negativen Reaktionen von Kunden aus touristischen Orten bekannt. Die Infrastruktur funktioniere einwandfrei. 

Zum Thema Preise ergänzt Ugur: «Türkeiferien sind derzeit günstig, da die Türkische Lira abgewertet wurde.» Der Preiskampf bei den Hotels spitze sich zu. Die aktuelle Krise werde aber allgemein als vorübergehend eingeschätzt. «Ich hoffe, dass sich das wieder einpendeln wird», sagt Ugur, «ansonsten hätte die ganze Branche ein grosses Problem.» 

SG