Überlebt Darwin diesen Sommer? (Ausgabe 2007-16)

Guido Casanova über die Finanzlage bei Darwin

Vor nicht einmal drei Jahren hat Darwin Airline ihren Linienflugbetrieb mit dem Jungfernflug von Lugano nach Genf aufgenommen. Getreu der Theorie von Evolutionsforscher Charles Darwin, «Es sind weder die Stärksten, die überleben, noch die Intelligentesten, sondern diejenigen, die am anpassungsfähigsten sind», versucht die Tessiner Fluggesellschaft ein Stück Wirtschaftsgeschichte zu schreiben. Ob sich die Geschichte zu einem Höhenflug entwickelt oder in einer brutalen Bruchlandung endet, wird in den nächsten Wochen entschieden – die für den Flugbetrieb dringend benötigten elf Millionen Franken sind laut Aussagen von Darwin-CEO Fabio Parini eingeschossen worden.

Gegründet wurde die Firma 2003 mit einem Aktienkapital von 100000 Franken. Seither wurde das AK fünfmal erhöht – im letzten Dezember von zehn Millionen auf ganze 27 Millionen Franken. Nur drei Monate später wurde dieses auf vier Millionen reduziert. Wohin die 23 Millionen in dieser kurzen Zeit geflossen sind, will oder kann Parini nicht sagen. Seine Aktionäre glauben an die Zukunft und haben die benötigten elf Millionen bereitgestellt. Doch wie lange wird es dauern, bis diese auch versandet sind? Einen Monat, vielleicht sechs Wochen – und dann? Nochmaliger Kapitalschnitt?

Wie lange schauen die Involvierten diesem Spiel noch zu? Kleinere TOs wie Aaretal oder Univair, die mit Darwin Charterflüge durchführen, sind jedenfalls sehr besorgt, können aber nichts tun. Sie können nur hoffen, dass Darwin den Sommer überlebt. Swiss, für die Darwin die Verbindung Lugano-Zürich betreibt, stellt sich auf den Standpunkt, dass es für sie zurzeit kein Grund zur Beunruhigung gibt – solange die bestehenden Verträge eingehalten werden. Die wirtschaftliche Beurteilung liege sowieso nicht bei ihr, sondern beim Bundesamt für Zivilluftfahrt.

Das BAZL seinerseits verlangt von allen Airlines alle drei Monate Unterlagen, die bestätigen, dass die finanzielle Basis besteht (neben den Auflagen über die Flugsicherheit), den Flugbetrieb für weitere drei Monate aufrechtzuerhalten. Man rechne: Im ersten Quartal 23 Millionen Franken Verlust, nur noch vier Millionen Kapital, elf Millionen eben erhalten…