VAE-Antrag auf Mexiko-Direktflug (Ausgabe 2016-09)

Keine Panik vor der 5. Freiheit

Von allergisch bis panisch: In diesem Spektrum bewegen sich die Reaktionen in der hiesigen Luftfahrt-Branche, wenn es um die Golf-Airlines geht. Jüngstes Beispiel ist der öffentlich gewordene Antrag der Vereinigten Arabischen Emirate beim BAZL für einen Direktflug Schweiz–Mexiko. Insbesondere die Schweizer Pilotenvereinigung Aeropers nahm den Fall zum Anlass für einen Rundumschlag gegen die «staatssubventionierten» VAE-Airlines und forderte vom BAZL, das Gesuch abzulehnen, «zum Schutz von Arbeitsplätzen».    

Das Bundesamt wird sich zu Recht fragen, welche Arbeitsplätze gefährdet werden, wenn eine ausländische Airline eine Strecke anbieten will, die es ab der Schweiz gar nicht gibt. Zunächst würde dies wohl eher für mehr Arbeitsplätze am betreffenden Flughafen sorgen und für mehr Angebot für Schweizer Fluggäste. Ausserdem geht es um einen sogenannten «bilateralen» Vertrag. Und das Wort bilateral sagt ja schon, dass darin die Interessen beider Staaten berücksichtigt werden. Bevor das BAZL Zugeständnisse an die VAE macht, werden in Verhandlungen auch die Interessen der Schweiz behandelt. CH-Airlines können z.B. den Ausbau von Frequenzen oder das Anfliegen neuer Ziele in den VAE fordern. Und wenn sich das Ganze als einseitiges Geschäft herausstellt, wird es auch zu keiner Genehmigung kommen.  

Die Medien haben die Panikmache von Aeropers indes gerne auf- und auch gleich die Meldung, es handle sich um Emirates, übernommen. Diese hat ein Interesse an einer Direktverbindung ab der Schweiz aus-ser nach Dubai dementiert. Bei der anderen VAE-Airline, Etihad, fragen sich Insider, warum die Swiss einen Direktflug nach Mexiko nicht selbst anbietet. Steckt die Mutter Lufthansa dahinter, die Fernstrecken lieber direkt ab München oder Frankfurt anbietet als ab Zürich oder Genf?

Bei aller berechtigten Forderung nach fairem Wettbewerb: Dieser Fall ist ein Sturm im Wasserglas. Die Erteilung der 5. Freiheit ist kein Rundum-Freiflugschein, sondern muss jedes Mal neu verhandelt werden. Panik ist unangebracht.

Stephanie Günzler