Verkauf der Kuoni Group (Ausgabe 2016-06)

Wozu braucht es die Holding noch?

Die Veräusserung der übrig gebliebenen Kuoni–Geschäftsfelder kommt einer Bankrotterklärung des -Verwaltungsrats gleich. Als vor einem Jahr das Veranstaltergeschäft verkauft wurde, geschah dies mit dem Argument, dass man das Geschäft jemandem in die Hände gebe, der mehr davon verstehe und es weiterbringen könne, und dass man sich künftig auf die «Kernkompetenzen» konzentriere. Diese Kernkompetenzen werden jetzt ebenfalls verkauft – mit demselben Argument. Zusammenfassend sagt der Verwaltungsrat also sinngemäss: Wir hatten vom gesamten Geschäft keine Ahnung.

Der (höchstwahrscheinliche) Verkauf an EQT ist deshalb sicherlich die bessere Variante, als wenn es wie bisher weitergegangen wäre. Die schwedische Private-Equity-Firma präsentiert sich als investitions- und akquisitionsfreudiges Unternehmen, das nicht nur aus «Finänzlern» besteht, sondern auch auf ein Netz von industriellen Beratern mit Touristik-Fachwissen zurückgreifen kann. Mit genügend Finanzpower und Know-how dürfte es möglich sein, die einzelnen Kuoni-Bereiche in Schwung zu bringen bzw. zu halten. Sollte z.B. tatsächlich eine Übernahme des TUI-Bettenbankgeschäfts Hotelbeds zustande kommen – und dieses Gerücht wird immer lauter –, würde GTA auf einen Schlag zum grössten Anbieter seiner Zunft. Keine schlechte Zukunftsperspektive in einem Geschäft, in dem die reine Grösse zählt.

Auf der anderen Seite kann EQT noch so auf seine familiären und nachhaltigen Werte pochen: Sollte in einem der Bereiche kein Potenzial mehr vorhanden sein, wird das Unternehmen nicht lange fackeln, diesen Bereich abzustossen. Im Moment wäre das Gruppenreisegeschäft der wackligste Kandidat.

Fragwürdig bleibt, wofür es die bereichsübergreifende Holding überhaupt noch braucht, zumal die drei Divisionen immer eigenständiger werden. Abgesehen davon, dass damit der Stiftungszweck der Kuoni und Hugen-tobler-Stiftung erfüllt wird und dass eine Aufsplittung -einige rechtliche Hindernisse enthalten würde, fallen -einem kaum Argumente dafür ein. Aufgrund der scheibchenweisen Veräusserung des ehemaligen Kuoni-Konzerns muss man das Weiterbestehen der Stiftung sowieso in Frage stellen.

Schon beim jetzigen Verkauf hatte der Verwaltungsrat offenbar einen Einzelverkauf geprüft, diese Option dann aber verworfen. Wenn EQT die drei Divisionen in rund fünf Jahren weiterverkaufen wird, ist es gut möglich, dass dies an verschiedene -Eigentümer geschehen wird. Und Kuoni wäre dann in seine Einzelteile zerlegt.

Stefan Jäggi