Vorzugspreise: Wer unterschreibt? (Ausgabe 2008-19)

Globetrotter, Knecht und Kuoni unterzeichnen den Swiss-Vertrag nicht. Andere Grosse haben sich noch nicht entschieden.

TI wollte von den Chefs grosser Reisefirmen wissen, ob sie die Verträge
von Swiss und Lufthansa über die Vorzugspreise unterzeichnen oder nicht.

Carlson Wagonlit Travel, Walter Ruggli:
«Es ist noch zu früh, Stellung zu nehmen. Ein Entscheid drängt momentan
überhaupt nicht. Scheinbar laufen jetzt Gespräche zwischen den GDS und
LX/LH. Warten wir also ab, ob nun endlich doch Bewegung in die Sache
kommt. Alles neu bringt der Mai!»

Globetrotter, André Lüthi: «Wir
unterschreiben den vorliegenden Vertrag im Moment nicht. Es muss
endlich zu konstruktiven Gesprächen kommen und kreative Lösungen
gesucht werden. Es ist an der Zeit, dass die Parteien sich von den
starren Haltungen lösen und nach Wegen gesucht wird, bei denen niemand
das Gesicht verliert.»

HRG Switzerland, Beat Bürer:
«Ein schweizerischer Entscheid wird nicht isoliert betrachtet, sondern
immer unter Berücksichtigung des Gesamtinteresses der HRG Gruppe und
insbesondere ihrer Kunden. Auch die Märkte Deutschland und Österreich
werden somit in den Entscheid miteingeschlossen. Die HRG Gruppe führt
zurzeit konstruktive Gespräche mit dem Senior Management der Lufthansa
und der Swiss.»

Knecht, Roger Geissberger:
«Knecht Reisen unterschreibt die Verträge von Swiss und Lufthansa
nicht. Wir sind zwar nicht grundsätzlich gegen ein Modell, aber nicht
so, wie es sich jetzt präsentiert. Bei einer automatisierten Abrechnung
mit Tax Box wäre das etwas anders.»


Kuoni, Stefan Leser: «Kuoni
unterzeichnet den Vertrag nicht. Zurzeit sind nach wie vor alle
Parteien gesprächsbereit. Für die Reisebüros führt der SRV die
Verhandlungen. Wir lehnen das Vorzugspreismodell klar ab. Wir glauben,
dass in Gesprächen zwischen SRV und Swiss aber auch mit den GDS
tragbare Lösungen nach wie vor möglich sind. Dabei versuchen wir uns
konstruktiv über den Vorstand des SRV respektive die Task Force
einzubringen.»

M-Travel Switzerland, Thomas Stirnimann:
«Die Verhandlungen sind immer noch am laufen. Wir entscheiden, wenn die
Verhandlungen abgeschlossen sind. M-Travel Switzerland steht
vollumfänglich hinter der Forderung des SRV nach einer Schweizer
Lösung. Dies haben wir bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht.»

STA Travel, Jean-Philippe Spinas: «Wir
haben uns noch nicht festgelegt. Ich gehe davon aus, dass wir in den
nächsten zwei bis drei Wochen entscheiden werden. Wir haben uns auf
unsere internen Projekte fokussiert, das heisst Umsetzung Shopdesign,
Schulung und Einführung neuer Produkte.»

TUI Suisse, Martin Wittwer: «TUI
Suisse ist Mitglied des SRV. Wir stehen deshalb hinter dem Vorgehen und
den Empfehlungen des SRV und unterstützen den Weg, um noch in
Gesprächen mit den betroffenen Parteien die zukünftige Zusammenarbeit
zu definieren.» 
 
Chris Probst

Was sind die Auswirkungen des LX/LH-Vertrags?

André Lüthi, CEO von Globetrotter, zum Swiss-Vertrag:

«Sollte das vorliegende Vorzugspreismodell von der Branche nicht
unterschrieben werden, wären LH/LX im Reisebürovertrieb für viele
Konsumenten zu teuer. Es gäbe zwei Optionen: Das Reisebüro bietet eine
andere Airline an, oder der Kunde bucht direkt auf den Websites der
Airlines. Verlieren würden beide Seiten. Das Reisebüro bucht eine
günstigere Airline (somit verlieren LH/LX), oder ein Teil der Kunden
bucht direkt bei LH/LX (somit verliert das Reisebüro).
Sollte das Vorzugspreismodell unterschrieben werden, müssten die
GDS-Gebühren dem Kunden weiterverrechnet werden. Kein Reisebüro kann
sich leisten, diese Gebühren aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Zu
knapp sind die Kalkulationen der Retailer. Eine EBIT-Marge von 1.5% ist
das höchste der Gefühle. Die Weiterverrechnung an die Kunden führt also
wieder zu einer Verteuerung des Produktes. Verlieren würden wieder
beide Seiten. Das Reisebüro bucht eine günstigere Airline (somit
verlieren LH/LX), oder ein Teil der Kunden bucht direkt bei LH/LX
(somit verliert das Reisebüro).»   

CP