Weitermachen mit Frühbucher-Rabatten (Ausgabe 2007-15)

Peter Kuhn über die Sommer-Trends in den Reisebüros

Hört man sich bei unabhängigen Retailern um, trifft man grössten Teils auf gut gelaunte, gesprächige Partner. Geklagt wird selten. Kein Wunder bei Buchungsbeständen, die zum Teil deutlich über dem schon guten Vorjahr liegen.

Allerdings fragen sich viele Retailer, wie dieses Buchungsverhalten mit Blick auf die unmittelbare Zukunft einzustufen sei. Folgt, wie zum Teil im Vorjahr, nach gutem Start eine Mai/Juni-Delle? Oder hat die Reiselust angesichts des guten Konjunkturverlaufs bei Schweizers wieder Einkehr gehalten? Die Antworten werden auch darüber Aufschluss geben, welche Rolle die Frühbucher-Rabatte gespielt haben.

Auf Retailer-Seite sind die Meinungen zwar mehr oder minder gemacht. Sie fallen keineswegs eindeutig aus. Die Einschätzung hat offenbar mit den entsprechenden Kundenprofilen zu tun. Diese wiederum hängen stark von der Lage der Büros ab. Wir haben es ganz offensichtlich mit einem Stadt-Land-Gefälle zu tun. Eine weitere entscheidende Rolle spielt auch die Wertigkeit der Dossiers. Und oft fallen die beiden Kriterien zusammen. Auffallend ist aber, dass die Reisebüros in Sachen Frühbucher-Rabatten nicht gerade euphorisch sind.

Wie das kommt? Dazu zwei Mutmassungen: Zum einen sind die Preisnachlässe für Singles oder Paare nicht derart exorbitant, dass es diese gleich aus den Socken haut und zur Buchung drängt. Zum andern ist der Pauschalbereich offenbar weniger von grossem Wachstum gekennzeichnet als der Modular-/Fernbereich.

Einmal abgesehen von der Ersparnis, die für Familien ins Gewicht fallen kann, spielen bei der Kundschaft bei beschränkten Verfügbarkeiten auch qualitative Überlegungen eine Rolle. Vielfach will man sich nach etwas entbehrungsreicheren Zeiten wieder etwas gönnen. Da ist die Erfüllung von Ferienwünschen oft in der Pole-Position. Es darf dann auch etwas Besseres sein.

Die Reisebüros und ihre Beratenden freuts. Auch die TOs haben nichts dagegen. Ihnen ist es mit Hilfe der Wirtschaftslage gelungen, die Last-Minute-Verkäufe zugunsten von Frühbuchungen einzudämmen. Hoffentlich verkünden sie nicht postwendend dank verfeinerter Yield-Steuerung das Ende von Frühbucher-Rabatten. Diese wird es immer brauchen, und sei es nur als Stimulierung eines Käufermarktes. Sonst droht ein Rückfall in frühere Zeiten. Und das will wohl niemand.