Wer in der Branche ist Gay-Friendly? (Ausgabe 2007-10)

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Die Zeiten, als ein Gay-Reisebüro Gefahr lief, zum Förderer von Sextourismus erklärt zu werden, weil es den «Spartacus International Gay Guide» – die für viele Schwule unverzichtbare «Reise-Bibel» – verkaufte, gehören zum Glück der Vergangenheit an. Spezialisierten Veranstaltern für Schwule und Lesben (es ist auffallend, dass es nur sehr wenige Angebote für Lesben gibt) haftet heute erfreulicherweise kein anrüchiges Image mehr an.

Es ist allerdings erstaunlich, dass die Grossen erst jetzt beginnen, die Zielgruppe der Schwulen und Lesben, die schon lange als besonders kaufkräftig gelten, gezielt mit entsprechender Werbung zu bearbeiten. Erstaunlich nicht zuletzt deshalb, weil im Tourismus überdurchschnittlich viele Homosexuelle arbeiten.

Hotelplan spielt eine Vorreiterrolle und hat für die Produktion von Gay&Lesbian-Angeboten sogar eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Bereits we-nige Monate nach Lancierung und auffälliger Werbung in Gay-Medien wird Hotelplan in der Szene als besonders gay-friendly wahrgenommen. Ein cleverer Zug des Reiseunternehmens, denn eine aktuelle TI-Umfrage zeigt, dass viele Schwule zwar keine besonderen Gay-Angebote brauchen, ihre Reisen aber bevorzugt in einem gay-friendly Reisebüro oder bei einem entsprechenden Veranstalter buchen.

Keinen Handlungsbedarf sehen Kuoni und TUI Suisse. Die Verantwortlichen dieser beiden Veranstalter sind der Meinung, die Homosexuellen bräuchten keine Sonderbehandlung und ihre Bedürfnisse seien mit den vorhandenen Angeboten abgedeckt. Mit dieser Einstellung verpassen Kuoni und TUI eine Chance. Es geht hier nicht um eine Sonderbehandlung, sondern darum, sich einer wichtigen Zielgruppe als aufgeschlossen zu erkennen zu geben.

Dass längst noch nicht alles in Butter ist, zeigt die kürzlich angelaufene Werbekampagne des Schweizerischen Reisebüro-Verbandes (SRV).   In einem der beiden TV-Spots heisst es: «Diese Stadt hat tausende von Clubs und Bars. Die Hälfte ist zum Vergessen – oder für Men only. Der Rest ist echt toll.» Besonders gay-friendly ist diese Aussage nicht. Wieso kann denn eine Gay-Bar nicht zu den tollen Bars gezählt werden? Abgesehen davon gibt es auf der ganzen Welt fast keine Bars und Clubs, in denen nur Männer zugelassen sind. Fast überall sind Frauen genauso willkommen, und viele Frauen schätzen die Atmosphäre unter Gays besonders.