«Wir Reisebüros werden totalmit Katalogen zugepflastert» (Ausgabe 2006-34)

Reisebüros kämpfen mit Platzproblemen. Für Kunden überwiegen die Vorteile.








In diesen Wochen werden die Reisebüros mit den neusten Broschüren der Veranstalter beliefert. Und aufgrund des Trends zu länder- und themenspezifischen Katalogen sind es wohl so viele wie noch nie zuvor. Dieser Meinung ist jedenfalls André Hauger von Erwins Reisestube in Altdorf: «Wir werden mit Katalogen, Preislisten und zusätzlichen Drucksachen regelrecht zugepflastert. Vor allem der blaue Riese macht sich mit vielen zusätzlichen Katalogen in den Regalen breit.»

Die vier grossen TOs bringen es gemäss Hauger mit ihren Tochtergesellschaften auf rund 200 Kataloge. «Das Limit ist erreicht. Wir sollten ja mehr wissen als unsere Kunden, aber wie sollen wir uns bei einer Kataloglebenszeit von nur gut einem halben Jahr mit all diesen Inhalten auseinander setzen?», ereifert er sich. Für Hauger ist der Verdrängungskampf mit ein Grund für diese Vielfalt: «Wir Retailer müssen entscheiden, welche Kataloge wir für den Kunden sichtbar ins Regal stellen. Auf den Rest warten die Lagerräume. Gegenüber der früheren ‹Reisebibel› macht uns das neue System mehr Arbeit.»

Für René Blum von Parade Reisen in Zürich hat die Katalogflut sowohl positive wie negative Seiten: «Bei unsicheren Kunden ist ein Gesamtkatalog besser. Dem Kunden mit klaren Vorstellungen brauche ich jetzt nicht mehr einen 200-seitigen Katalog mitzugeben, obwohl ihn nur 18 Seiten daraus interessieren. Platzprobleme haben hingegen auch wir und so stellen wir nur noch jene aus, die uns am meisten Kommission einbringen oder von Kooperationspartnern stammen.»

Imholz habe seines Wissens mit diesem Katalogsplitting angefangen, jetzt folgen die anderen TOs. «Ich sehe das auch als Marketinginstrument der Grossen», meint Blum, «denn mit Länderkatalogen wirken sie mehr als Spezialisten.»

Esco habe mit dieser Katalog-Vielfalt begonnen, meint dagegen Reto Christoffel (DesTour, Sargans), TUI Suisse sei gefolgt und jetzt komme Kuoni, bedingt auch Hotelplan sowie Travelhouse. «Es sind zwar schöne Prospekte, die sicher viel kosten, doch wir haben bald keinen Platz mehr und stossen an Grenzen. Noch mehr Kataloge und wir müssen ausbauen. Für den Kunden sehe ich hingegen Vorteile, er kann mehr in die Tiefe beraten werden. Grosse Veranstalter und jene, mit denen wir einen Spezialdeal haben, landen im Regal, die anderen in der Ablage.»

Von Platzproblemen und Unübersichtlichkeit spricht Philippe Oehler (Swissexpress Basel): «Es ist aber auch eine Kostenfrage, denn die bisherigen Gesamtkataloge zu verschicken geht ins Geld. Wir schauen mal, wie die neue Vielfalt bei den Kunden ankommt. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Klar, dass wir unsere bevorzugten Partner auch bei der Sichtbarkeit der Angebote prioritär behandeln.»

Urs Hirt