Zweiter Angriff auf Beratungsgebühren: «Absoluter Affront» (Ausgabe 2007-17)

Im November 2006 rief die Zeitschrift «Saldo» zum Nicht-Bezahlen von Beratungsgebühren auf. Die Geschichte soll nun fortgesetzt werden.

Am Montag haben einige Reisebüros von der «Saldo»-Redaktion eine E-Mail erhalten, in welcher sie gebeten wurden, ihr bis am nächsten Mittag mitzuteilen, «a) ob Sie künftig auf die Gebühren verzichten werden und sich somit auf die Kommissionen beschränken oder b) ob Sie weiterhin die Bearbeitungsgebühr verlangen werden, dafür künftig die Kommissionen an die Kunden weitergeben».

Einleitend ist den Empfängern dieser E-Mail dargelegt worden, das Konsumentenmagazin habe bereits darüber berichtet, dass Reisebüro-Kunden nur zur Zahlung von Gebühren verpflichtet seien, «wenn sämtliche Kommissionen offengelegt werden und sie diese Kommissionen gutgeschrieben bekommen». Davon könne nur abgewichen werden, wenn Kunden «ausdrücklich» auf diese Kommissionen verzichten würden. «Stillschweigend von beiden Seiten zu kassieren, ist jedoch widerrechtlich», informiert «Saldo» die E-Mail-Empfänger.

SRV-Präsident Hans-Jörg Leuzinger, der von dieser Umfrage in Kenntnis gesetzt wurde, bezeichnet das Vorgehen des Magazins als «absoluten Affront gegenüber der Reisebranche». Das Magazin habe entschieden, was rechtlich Sache sei. «Ich beurteile die Art und Weise dieses Vorgehens als sehr fragwürdig und habe keinerlei Verständnis dafür», meint der SRV-Präsident weiter.

Das Verständnis fehle ihm vor allem für einen weiteren Absatz in der erwähnten E-Mail. Die eigentliche Fragestellung wird nämlich damit eingeleitet: «Da wir [d.h. «Saldo». Red.] davon ausgehen, dass Sie rechtskonform geschäften möchten…». Damit würden die Reisebüros als Gesetzesbrecher hingestellt, meint Leuzinger, was keinesfalls akzeptiert werden könne.

Die Empörung über den Affront des Konsumentenmagazins habe sich unter den betroffenen Reisebüros allerdings in Grenzen gehalten, berichtet der SRV-Präsident, sie hätten aber durchwegs richtig reagiert, indem sie auf die Ende Januar vom Verband herausgegebene Stellungnahme verwiesen hätten.
«Ich werde nicht von meiner bisherigen Geschäftspraxis abweichen», betont der SRV-Präsident, «dies umso mehr, als ich meine Kundschaft in die Diskussion um Gebühren und Kommissionen mit einbeziehe.»
Nachdem die Frage der Rechtmässigkeit des Doppelgespanns Kommissionen/Gebühren im TRAVEL INSIDE Nr. 48 und 49 des vergangenen Jahres ausgiebig behandelt wurde, kann man darauf gespannt sein, welche neuen Aspekte das Konsumentenmagazin «Saldo» nächste Woche zu präsentieren hat.

Hans-Rudolf Baumann