Das Studium aus Sicht der Studierenden

    Was schätzen die angehenden Tourismusfachkräfte an ihrem täglichen Unterricht – und was stört sie? TRAVEL INSIDE hat sich an den Höheren Fachschulen und Fachhochschulen umgehört.
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    Wer sich für eine Lehre mit anschliessender Berufsmatura entscheidet, dem stehen anschliessend weitere Optionen offen: das praxisorientierte Studium an einer Fachhochschule oder ein Studium an einer Universität nach der Passerelle. Viele Studierende an den Höheren Fachhochschulen sind jedoch auch Quereinsteiger, die schulbegleitend ein Praktikum absolvieren. Doch wie erfahren die Studierenden selbst den Unterricht? Und was sind ihre Zukunftsperspektiven? Studierende aus Chur, Samedan und Zürich geben Auskunft.

    Welche Elemente findest du besonders spannend – und was fehlt deiner Meinung nach im Unterricht?

    ELENA PETERHANS absolviert die Ausbildung zur dipl. Tourismusfachfrau an der HFT Chur:
    «Das 1. Studienjahr ist eher theoretisch und wirtschaftslastig, was aber auch wichtig ist für das Basiswissen. Besonders spannend finde ich die Distinguished Speakers Series, die etwa vier- bis fünfmal pro Semester stattfinden. Eine renommierte Persönlichkeit aus dem Tourismus wird jeweils eingeladen, wobei sie ihr Unternehmen vorstellt. Das letzte Mal hatte ich sogar die Gelegenheit, Samih Sawiris Fragen zu stellen. Momentan bin ich im 5. Semester und mein Studienschwerpunkt ist Eventmanagement. In diesem Major erlebe ich viel Praxis. Beispielsweise besuchten wir während der letzten Vorlesung das Eventgelände des Weltcups 2017 in St. Moritz und organisieren im 6. Semester eigenständig einen Event. Wir werden von Dozierenden, die im Eventmanagement tätig sind, auch in ihre Events eingebunden und können Praxiserfahrung sammeln.
    Nach meinem Abschluss würde ich gerne in der Eventbranche tätig sein, aber konkret weiss ich es noch nicht. Wahrscheinlich werde ich zuerst ein Praktikum absolvieren und danach schauen, was sich ergibt.»

    MAURIN MALÄR absolviert die Ausbildung zum dipl. Tourismusfachmann im Praktikumsmodell an der HFT Graubünden in Samedan:
    «Samedan ist im Herzen des Oberengadins, in dem der Tourismus aus volkswirtschaftlicher
    Sicht fest verankert und enorm wichtig ist. Es bietet sich also die Chance, Fallbeispiele an einem regionalen Betrieb durchzuführen, was ausgesprochen hilfreich ist. Trotz allem ist es ein theoretischer Studiengang, bei dem zum Teil zu wenig auf die positiven Aspekte von Leidenschaft und Sozialkompetenz eingegangen werden, obschon diese Bereiche im Tourismus einen hohen Stellenwert haben. Ich würde es begrüssen, dass theoretische Arbeiten und Aufgaben auch umgesetzt werden (evtl. mit den Erfassern). Ausserdem denke ich, dass es der Region viel bringen würde, wenn sie die Denkfabrik HFT vermehrt mit einbeziehen würde. Davon könnten alle profitieren und die Motivation der Studenten noch erhöhen.
    Als kurzfristige Option nach dem Abschluss wäre Product Manager in einer Wintersport-Destination interessant. Langfristig – mal schauen. Auf jeden Fall ist es mein Ziel, im Incoming-Tourismus tätig zu bleiben.»

    CAROLE WILLINER absolviert den Vollzeit-Studiengang zur dipl. Tourismusfachfrau HF an der IST in Zürich:
    «Unsere Schule deckt sehr viele praxisbezogene Elemente ab. Verschiedene Fächer wie International Travel Industry, Destinationskunde Incoming und Outgoing und Reisebranchekunde bereiten uns auf die bevorstehenden Praktiken vor, welche im 3. und 4. Semester stattfinden. Spätestens dort lernen wir, wie es in der «Real World» des Tourismus zu- und hergeht. Im 5. Semester findet ausserdem eine Projektwoche statt, wo wir Projekte von Auftraggebern aus der ganzen Schweiz realisieren. Dies gibt uns nochmals einen guten Einblick in die Berufswelt. Im 5. und 6. Semester vertiefen wir unsere Marketingkenntnisse und die Wirtschaftsfächer runden das ganze Studium ab. Meiner Meinung nach fehlt nichts.
    Nach meinem Abschluss möchte ich gerne einen Beruf im Outgoing-Bereich ausüben. Durch verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten möchte ich mein eigenes, kleines Team leiten. Der Beruf des Product Manager reizt mich am meisten.»

    ANGELA RINGGENBERG absolviert die Ausbildung zur dipl. Tourismusfachfrau im Saisonmodell an der HFT Graubünden in Samedan:
    «An erster Stelle sind alle unsere Dozenten zu erwähnen. Sie bringen uns die Theorie möglichst praxisbezogen bei. Dies fällt ihnen leicht, da sie selbst nebenbei noch in ihren
    jeweiligen Spezialgebieten arbeiten und so berufsbezogene Beispiele erläutern können.
    Zudem schätze ich, dass grössere Themen oder Übungen stets an einem realen Beispiel gemacht werden. So wie das Marketingkonzept, welches wir momentan gerade erstellen — anhand eines Betriebes, welchen wir vor Ort besichtigen durften, um möglichst realitätsgetreu das Konzept erarbeiten zu können. Dies ist hilfreich und macht den Unterricht äusserst spannend. Auch finde ich es wichtig, dass wir die aktuellen Themen
    im Tourismus diskutieren und aufgrund dessen ein klares Bild erhalten, was auf der Welt so läuft.
    Nach dem Studium steht an erster Stelle das Reisen. Meine beruflichen Zukunftspläne
    sind noch nicht konkret. Die Saisonstellen nutze ich, um verschiedene
    Bereiche im Tourismus ausprobieren zu können.» (ES)