Dem Nachwuchs Respekt zollen

Lehrbeginn in turbulenten Zeiten

Längst ist es nicht mehr der Fall, dass Bewerber für Lehrstellen Schlange stehen, um einen der begehrten Ausbildungsplätze zu ergattern. Zwar klagen die TOs nicht über Nachwuchsprobleme, doch zwischen den Zeilen liest man, dass es nicht einfach ist, geeignete Lernende zu finden.

Die Anforderungen an KV-Lernende sind generell hoch, und es scheint, als setze die Reisebranche die Messlatte nochmals ein gutes Stück höher. Schliesslich sollten die Bewerber nebst einem breiten Allgemeinwissen auch ein hohes Mass an Sozialkompetenz, gute Fremdsprachenkenntnisse und ein fundiertes Wissen in Geografie haben – und selbstverständlich das nötige Verkaufsflair. Die Löhne der Branche liegen jedoch eher auf Detailhandel- Niveau, was mit den hohen Erwartungen und Anforderungen kontrastiert. Auch
sind die Karriereaussichten bescheiden. Es erstaunt deshalb wenig, dass die Reisebürolehre
für etliche Lernende als Sprungbrett in eine besser bezahlte Branche dient – das Problem ist bekannt.

Es erstaunt eher, dass die Anzahl der Lehrabbrüche mit 12 bis 14% (gemäss
IST) ziemlich hoch ist. Hat die Reisebranche demnach ein Rekrutierungsproblem? Wird zu wenig darauf geachtet, ob die Interessenten auch wirklich den Reisevirus in sich tragen, sondern schaut man primär auf gute Abschlussnoten? Sicherlich spielt bei der hohen Abbruchrate auch der Fakt eine Rolle, dass die Jugendlichen heute bereits früh einem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt sind, sich über ihre Zukunft konkrete Gedanken zu machen. Dass sich der Lebensweg junger Menschen wieder ändern kann, ist ja auch völlig normal.

2016 ist definitiv kein besonders angenehmes Jahr für die Branche – umso mehr gilt es, den Nachwuchstouristikern Respekt zu zollen, welche sich trotz allen Unkenrufen und Unsicherheiten für die Reisebürolehre als Ausbildung entscheiden. Es war auch schon «cooler», diesen Einstieg ins Berufsleben zu wagen.