«Fuck it, ship it» – so erklimmen Jungunternehmer Berge

Sie haben keine Angst vor Fehlern und heben sich damit von Grossfirmen ab.
Start-ups gehen Risiken ein, machen Fehler und lernen daraus.

«Wir haben täglich den Mount Everest vor uns», waren sich Julian Hauck von Distribusion und Maximilian Waldmann von Conichi einig. Die beiden Jungunternehmer von Start-ups sowie Michael Tobehn, Direktor Innovation bei Peakwork, diskutierten am FVW Travel Technology Day mit Ira Lanz von der FWV in Köln darüber, wie sie ihre Ideen entwickeln und damit etablierte Unternehmen herausfordern. «Was ist Ihre Grundlage zum Erfolg?», warf Lanz in die Runde. «Wir versuchen, auf dem Weg zum Gipfel, zumindest das Basiscamp zu erreichen. Dabei machen wir täglich zehn Fehler», antwortete Waldmann, dessen Start-up mittels App den mobilen Hotel-Checkin ermöglicht. «Viele deutsche Unternehmen haben Angst vor Fehlern.» Doch genau diese seien wesentliche
Komponenten der Innovation.

«Unser Motto lautet deshalb: Fuck it, ship it», sagte er und brachte damit die Zuhörer zum Lachen. Konkret heisse das: «Egal ob das Produkt zu 100 Prozent perfekt ist, stellen wir es dem Markt zur Verfügung und laufen damit Gefahr, dass nicht alles reibungslos funktioniert.» Der Vorteil sei, dass man damit essentielles Feedback erhalte, um das Produkt schnell zu optimieren. Hauck: «Unser Job ist eine Gratwanderung zwischen Fehlern und der Frage, was man sich erlauben kann.» Eine der grössten Herausforderungen für junge Unternehmen sei es aber auch, fokussiert zu bleiben. Sie seien mit ihrem Kernprodukt erst seit neun Monaten am Markt und hätten heute das grösste buchbare Busnetz in Europa mit über 25 Ländern.

Tobehn: «Wenn man sich auf neuem Terrain bewegt, muss man ausprobieren und Fehler machen, um Erkenntnisse daraus zu ziehen.» Er scannt bei der Düsseldorfer Player-Hub-Firma weltweit den Markt, u.a. von Trends und die Entwicklung von Endgeräten. Doch welchen Vorteil haben Startups gegenüber etablierten Unternehmen? «Wir sind agil, bauen Lösungen und haben kurze Wege», sagte Waldmann und riet grossen Unternehmen, mit Start-ups zusammenzuarbeiten. Durch den frischen Blick der Start-ups sei Tesla schneller zu der Auffassung gekommen, Autos als digitales Produkt zu sehen, machte er ein Beispiel. «Zudem haben Start-ups einen anderen Antrieb als Grossfirmen. Die Hierarchien sind flach, die Arbeit ist von harten Prozessen, viel Struktur und Arbeit geprägt.» Tobehn: «Grosse Unternehmen müssen mitverfolgen, was um sie herum geschieht. Sie könnten von der Innovation der Start-ups profitieren.»