«2022 wird das Rekordjahr 2019 klar übertreffen»

Chris Probst, Head of Sales DACH bei A&O Hostels, erklärt im Gespräch mit TRAVEL INSIDE, weshalb die zwei Pandemiejahre im positiven Sinn die spannendsten seiner Karriere waren.
Chris Probst, Head of Sales DACH, A&O Hostels, in der Lobby des A&O München Laim. © TRAVEL INSIDE

Die Pandemie ist – zumindest weitestgehend – vorbei. In der Reisebranche gilt mehr denn je «The show must go on» und der Fokus muss auf die Zukunft gerichtet werden. So auch bei A&O Hostels. Die grösste privat geführte Hotelkette Europas betreibt aktuell 40 Häuser in 25 Städten, verteilt auf neun Länder.

Im Rahmen einer von A&O Hostels durchgeführten Studienreise hat TRAVEL INSIDE mit Chris Probst, Verkaufsleiter DACH der Hotelkette, gesprochen. Das Branchen-Urgestein gilt als innovativer und umtriebiger Zeitgenosse und hat seine Sales-Abteilung sehr unkonventionell durch die Krise geführt, was für sein Unternehmen nun durchaus auch nachhaltigen Erfolg hat.

«Ich darf es ja fast nicht sagen, aber die zwei Pandemiejahre waren die zwei spannendsten meiner gesamten Karriere!» Diese Aussage von Probst macht natürlich neugierig. «Wir haben wieder richtig gelernt, zu verkaufen, mussten innovativ sein und Ideen haben» erklärt er. «Wir hatten 2020, also im ersten Pandemiejahr, trotz Lockdown noch immer 50% der Übernachtungszahlen des Vor- und Rekordjahres 2019.»

Wie kommt das? «Die kurzen Entscheidungswege bei A&O Hostels stellten sich grad in dieser schwierigsten Krise seit der Gründung des Unternehmens 2000 als immensen Vorteil heraus. So hat der Gründer und heutige CEO Oliver Winter uns im Verkauf während der Pandemie relativ freie Hand gelassen», erläutert Probst. «Wir sollten und wollten unbedingt Wege suchen, unsere Häuser zumindest teilweise zu füllen. Und wir haben sie gefunden, auch wenn sie aus dem Kontext gerissen zum Teil kuriose Blüten getrieben haben».

Sales Manager «Mediziner, Landwirtschaft und Schutzsuchende»

Probst kommt ins schmunzeln, als er erklärt: «Wir haben innert Stunden unser komplettes Sales-Organigramm umgekrempelt. Aus dem ‘Sales Manager Sport’ wurde dabei beispielsweise neu der ‘Sales Manager Alternative Gäste’. Wir sind auf Stadtverwaltungen und Behörden zugegangen, und haben unsere Zimmer-Kapazitäten für Flüchtlinge, Obdachlose oder auch Hilfskräfte angeboten. In diesem Kontext erhielten wir auch eine Anfrage der Stadt Hamburg für die Unterbringung von Tänzerinnen von der Reeperbahn, denn diese hatten ja ein Berufsverbot.»

Auf diese und ähnliche Weise habe man es tatsächlich geschafft, trotz touristischen «Beherbergungsverboten» auf sinnvolle Weise eine gewisse Auslastung zu generieren und den finanziellen Schaden der Pandemie wenigstens einigermassen einzudämmen. Und noch besser: «Dies stellt sich jetzt am Ende der Pandemie auch noch als Nachhaltig heraus, denn auch für andere Gelegenheiten sind wir nun bei Stadtverwaltungen und Behörden auf dem Radar und präsent, wenn es darum geht, preiswerte Unterkünfte anzubieten», resümiert Probst. Doch es gelte nun, nach der Pandemie für eine erfolgreiche Zukunft daran anzuknüpfen.

Neues Rekordjahr bahnt sich an

Doch auch an A&O Hostels ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen. «Der branchenweite Personalmangel und teilweise Lieferengpässe machen natürlich auch uns zu schaffen. Wir müssen grad jetzt, nach der Pandemie, flexibel bleiben», gibt Chris Probst zu.

Dafür gibt es Umsatzzahlenmässig sehr gute News: «Seit Frühling dieses Jahres 2022 liegen wir umsatzmässig sogar über dem bisherigen Rekordjahr 2019. Wir werden das Umsatzbudget deutlich übertreffen und können aktuell von einer Umsatzprognose von rund 165 Mio. Euro bis Ende 2022 ausgehen.»

Auch für die weitere Zukunft stehen die Zeichen auf Wachstum, denn die Gruppe hat konkrete Expansionspläne. So seien neue Häuser in Florenz und Heidelberg ebenso definitiv und konkret in Planung und Entstehung wie auch das erste Haus in Spanien in Barcelona, wo die Immobilie bereits gekauft ist, behördliche Abwicklungen den Prozess aber noch etwas verlängern würden. Die drei genannten Häuser werden 2024 oder später eröffnet.

«Eines der neuesten Häuser ist das A&O Budapest City, in einer ehemaligen Spielkartenfabrik, eröffnet im August 2020. Auch wenn wir dieses pandemiebedingt nur wenige Tage nach Eröffnung wieder vorübergehend schliessen mussten, ist dies unser ‘Schmuckstück’ punkto sensationeller Lage und Architektur.»

Auch Expansion in die Schweiz ist ein Thema

Die Expansion könnte sich durchaus auch auf andere Länder, unter anderem auch die Schweiz, erstrecken. «Wir sind regelmässig dabei, unsere Fühler für Häuser etwa in Zürich und/oder Genf auszustrecken. In der Schweiz ist dies punkto Immobilienpreise eher noch etwas schwierig, da diese generell sehr hoch sind, und wir erst etwas Passendes finden müssen, was preislich mit unserem Konzept vereinbar ist. Sonst macht das keinen Sinn. Generell werden aber laufend verschiedenste der bestehenden Häuser renoviert und auf Vordermann gebracht.»

Der stärkste Quellmarkt sei nach wie vor Deutschland, aber auch immer mehr Schweizer Gäste würden im Sinne einer Art «Sogwirkung» auf das Produkt A&O Hostel aufmerksam.

A&O green

Natürlich kommt man nicht am Thema Energieeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit vorbei, und diesbezüglich sieht Probst sein Unternehmen in einer Vorreiterrolle: «A&O Hostels hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 Europas erste ‘Null-Emission-Hotelkette’ zu sein. Wir haben das Projekt für ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit bereits 2019 gestartet mit über 170 konkreten Massnahmen. Wir haben beispielsweise bereits jetzt einen Faktor von 77% weniger CO₂-Ausstoss gegenüber einem durchschnittlichen Budgethotel.» (CF)