IPCC-Bericht: ‘Klimawandel – Wirkung, Anpassung und Vulnerabilität’

Der Beitrag der Arbeitsgruppe II bewertet die Auswirkungen des Klimawandels mit Blick auf Ökosysteme, biologische Vielfalt und menschliche Gemeinschaften.
IPCC.ch

Der vom Menschen verursachte Klimawandel beeinträchtigt das Leben von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt. Dies, trotz aller Bemühungen, die Risiken zu verringern. Die Menschen und Ökosysteme, die am wenigsten in der Lage sind, dem Klimwandel aktiv entgegenzutreten, sind am stärksten betroffen, so die Wissenschaftler im jüngsten Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (UN Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC), der kürzlich veröffentlicht wurde.

«Dieser Bericht ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen der Untätigkeit», sagt Hoesung Lee, Vorsitzender des IPCC. «Er zeigt, dass der Klimawandel eine ernste und wachsende Bedrohung für unser Wohlergehen und einen gesunden Planeten darstellt. Unser heutiges Handeln wird bestimmen, wie sich die Menschen anpassen und wie die Natur auf die zunehmenden Klimarisiken reagiert.»

Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius ist die Weltgemeinschaft in den nächsten zwei Jahrzehnten und darüber hinaus unvermeidlich mit zahlreichen Klimagefahren konfrontiert. Selbst ein vorübergehendes Überschreiten dieses Erwärmungsniveaus wird zusätzliche, schwerwiegende Auswirkungen haben, von denen einige irreversibel sein werden. Die Risiken für die Gesellschaft werden zunehmen, auch für die Infrastruktur und niedrig gelegene Küstensiedlungen.

Die Zusammenfassung des Berichts der IPCC-Arbeitsgruppe II (AG II), ‘Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability (Klimawandel 2022: Auswirkungen, Anpassung und Anfälligkeit)’, wurde am 27. Februar 2022 von 195 IPCC-Mitgliedsregierungen im Rahmen einer zweiwöchigen virtuellen Sitzung, die am 14. Februar begann, angenommen.

Dringender Handlungsbedarf zur Bewältigung der zunehmenden Risiken

Bislang sind die Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel uneinheitlich, und die Kluft zwischen den ergriffenen Massnahmen und dem, was zur Bewältigung der zunehmenden Risiken erforderlich ist, wird immer grösser, so der neue Bericht. Am grössten sind diese Lücken bei den Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen.

Der Bericht der Arbeitsgruppe II ist der zweite Teil des Sechsten Lageberichts (AR6) des IPCC, der in diesem Jahr abgeschlossen wird.

«Dieser Bericht erkennt die gegenseitige Abhängigkeit von Klima, biologischer Vielfalt und Menschen an und integriert die Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften stärker als frühere IPCC-Bewertungen», sagte Hoesung Lee. «Er unterstreicht die Dringlichkeit sofortiger und ehrgeizigerer Massnahmen zur Bewältigung der Klimarisiken. Halbe Sachen sind keine Option mehr».

Schutz und Stärkung der Natur sind der Schlüssel

Es gibt Möglichkeiten, sich an ein sich veränderndes Klima anzupassen. Dieser Bericht liefert neue Erkenntnisse über das Potenzial der Natur, nicht nur Klimarisiken zu verringern, sondern auch das Leben der Menschen zu verbessern.

«Gesunde Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und stellen lebenswichtige Dienstleistungen wie Nahrung und sauberes Wasser bereit», sagte Co-Vorsitzende der IPCC-AG II, Hans-Otto Pörtner. «Mit dem Wiederherstellen geschädigter Ökosysteme und die wirksame und gerechte Erhaltung von 30 bis 50 Prozent der Land-, Süsswasser- und Meereslebensräume der Erde kann die Gesellschaft profitieren von der Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern. Und wir können die Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung beschleunigen, aber eine angemessene Finanzierung und politische Unterstützung sind unerlässlich».

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass der Klimawandel mit globalen Trends wie der nicht nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen, der zunehmenden Verstädterung, sozialen Ungleichheiten, Verlusten und Schäden durch Extremereignisse und einer Pandemie zusammenwirkt und die künftige Entwicklung gefährdet.

«Unsere Bewertung zeigt, dass bei der Bewältigung dieser Herausforderungen alle – Regierungen, Privatsektor und Zivilgesellschaft – zusammenarbeiten müssen, damit der Risikominderung sowie der Gleichheit und Gerechtigkeit bei Entscheidungsfindung und Investitionen Vorrang eingeräumt wird», unterstreicht die Co-Vorsitzende IPCC-AG II, Debra Roberts.

Sie fährt fort: «So können unterschiedliche Interessen, Werte und Weltanschauungen in Einklang gebracht werden. Mit dem Zusammenführen von wissenschaftlichem und technologischem Know-how sowie von indigenem und lokalem Wissen werden Lösungen effektiver. Gelingt es und nicht, klimaresistente und nachhaltige Lösungen zu finden, wird sich dies eine ungünstige Zukunft für Mensch und Natur zur Folge haben.»

Die Städte: Hotspots der Belastungen und Risiken

Der Bericht enthält detaillierte Bewertungen der Auswirkungen des Klimawandels, der Risiken und der Anpassungsmöglichkeiten in Städten. Dort leben mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung.

Die Gesundheit, das Leben und die Lebensgrundlagen sowie Eigentum und kritische Infrastrukturen, einschliesslich Energie- und Verkehrssysteme, werden zunehmend von Hitzewellen, Stürme, Dürren und Überschwemmungen sowie durch langsam eintretende Veränderungen, wie den Anstieg des Meeresspiegels, beeinträchtigt.

«Die zunehmende Verstädterung und der Klimawandel bergen komplexe Risiken, vor allem für Städte, die bereits jetzt unter schlecht geplantem Stadtwachstum, hoher Armut und Arbeitslosigkeit sowie einem Mangel an grundlegenden Dienstleistungen leiden», führt  Roberts aus. «Städte bieten aber auch Chancen für den Klimaschutz – grüne Gebäude, eine zuverlässige Versorgung mit sauberem Wasser und erneuerbaren Energien sowie nachhaltige Verkehrssysteme, die städtische und ländliche Gebiete miteinander verbinden, können zu einer integrativeren und gerechteren Gesellschaft führen».

Ein enger werdendes Zeitfenster für Massnahmen

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die lokale Lösungen erfordert. Deshalb enthält der Beitrag der AGe II zum Sechsten Lagebericht des IPCC (AR6) umfangreiche regionale Informationen, die eine klimaresiliente Entwicklung ermöglichen.

Der Bericht stellt eindeutig fest, dass eine klimaresiliente Entwicklung bereits beim derzeitigen Erwärmungsniveau eine Herausforderung darstellt. Sie wird noch begrenzter werden, wenn die globale Erwärmung 1,5 Grad Celsius oder 2,7 Grad Fahrenheit übersteigt.

In einigen Regionen wird die klimaresiliente Entwicklung nicht mehr möglich sein, wenn die globale Erwärmung 2,0/3,6 Grad Celsius/Fahrenheit übersteigt. Diese wichtige Erkenntnis unterstreicht die Dringlichkeit von Klimaschutz-Massnahmen, die sich auf Gleichheit und Gerechtigkeit konzentrieren.

«Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten globalen Massnahmen wird dazu führen, dass wir ein kurzes und sich schnell schliessendes Zeitfenster zur Sicherung unserer lebenswerten Zukunft verpassen», appeliert Hans-Otto Pörtner. (MICE-tip)

AR6-Arbeitsgruppe II in Zahlen

270 Autoren aus 67 Ländern

  • 47 – koordinierende Autoren
    184 – Hauptautoren
    39 – Review-Editoren

plus

  • 675 – beitragende Autoren
  • Über 34’000 zitierte Referenzen

Insgesamt 62’418 Kommentare von Experten und Behörden

Entwurf der ersten Bestellung 16’348;
Entwurf der zweiten Bestellung 40’293;
Endgültige Verteilung durch die Regierung: 5777

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