Das ganz besondere Jubiläum der traditionsreichen Holland America Line

Am 18. April feierte HAL in Rotterdam ihr 150-Jahre-Jubiläum. TRAVEL INSIDE war vor Ort und kreuzte danach einige Tage mit dem Flaggschiff Rotterdam im Norden.
Hotel New York in Rotterdam, der einstige HAL-Firmensitz. ©BE

Wenn ein Unternehmen 150 Jahre alt wird, dann ist dies ein sehr guter Grund für eine würdige Feier. Holland America Line wählte dazu den Ort, wo einst alles begann – nämlich Rotterdam. Genauer: Das stimmungsvolle, historische Hotel New York, dem einstigen Hauptsitz der Reederei am Ende des Holland Amerika Pier.

Am 18. April 1873 wurde hier die Nederlandsch-Amerikaansche Stoomvaart Maatschapij als Passagier- und Frachtgesellschaft für den Transatlantik-Liniendienst nach New York gegründet. 23 Jahre später wurde der Name in Holland America Lijn geändert, den das Unternehmen (in Englisch «Line») noch heute trägt.

«Bei den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen geht es um mehr als nur unsere Geschichte», sagte HAL-Präsident Gus Antorcha bei der Begrüssung der geladenen Gäste. «Es geht darum, wie wir auf dem Erbe einer grossartigen Marke aufbauen, um sie für die nächsten 150 Jahre relevant zu machen».

Der Festakt fand im Beisein ihrer Königlichen Hoheit, Prinzessin Margriet der Niederlande, Würdenträgern der Stadt und Nachkommen der ursprünglichen Unternehmensgründer statt. Dabei wurde eine Jubiläumsglocke geweiht, die nun dauerhaft im Hotel New York ausgestellt wird, und eine goldene Jubiläums-Briefmarke enthüllt.

Eine bewegte Geschichte
Historisches Poster ©HAL

Holland America Line war von 1880 bis 1920 eine der wichtigsten Reedereien für Auswanderer aus Europa in die Vereinigten Staaten. Etwa eine Million Menschen reisten ab Rotterdam mit HAL auf der Suche nach einer neuen Zukunft. Vor dem Zweiten Weltkriegs besass HAL eine Flotte von 25 Passagier- und Frachtschiffen.  

Schon früh organisierte HAL auch Ferien-Kreuzfahrten zum reinen Vergnügen, und mit dem Aufkommen der Container-Systeme verkaufte HAL in den 1960er-Jahren ihre Frachtflotte und konzentrierte sich immer stärker auf das Cruise-Segment. 1971 erfolgte der letzte transatlantische Liniendienst.  

Die neuen Schiffe waren in der Folge explizit als Cruiseliner konzipiert und warteten mit Innovationen wie einem offenen Lido-Dining-Konzept auf. HAL erkannte als erste Reederei das Potenzial von Alaska als Cruise-Revier und kann sich bis heute in dieser Region als Leader behaupten.  

1989 wurde Holland America Line von der amerikanischen Carnival Cruises übernommen und gab danach ein grosses Expansionsprogramm bekannt. Heute besteht die Flotte aus elf mittelgrossen Premium-Schiffen und steuert fast 400 Häfen in 114 Ländern der Welt an. Alle Schiffe fahren unter niederländischer Flagge. 

Die Jubiläums-Specials
Gala-Party an Bord. ©BE

Rechtzeitig zu den 150-Jahre-Feierlichkeiten in Rotterdam legte am 18. April nach einer Jubiläums-Transatlantik-Fahrt auch das Flaggschiff Rotterdam am Holland Amerika Pier an. Es ist das 7.Schiff in der Geschichte von HAL, das diesen Namen trägt.

Nach dem Festakt im Hotel New York wurde an Bord der Rotterdam das Jubiläum im Rahmen einer rauschenden Gala-Party im Lido Poolbereich ausgiebig gefeiert, während draussen eine Light-Show den Nachthimmel erleuchtete.

Nicht nur auf der Rotterdam, sondern auf der ganzen Flotte von HAL gibt es in diesem Jahr spezielle 150-Jahre-Events: So erzählt die Präsentation «Origin Story» im grossen Theater auf jeder Reise und auf anschauliche Weise die Geschichte des Unternehmens von der Gründung bis zur heutigen Zeit.

Im Haupt-Speisesaal werden historische Menü-Optionen serviert, und bei der «Throw Back Happy Hour» sind Drinks zu Preisen wie in den Anfangsjahren der Kreuzfahrt erhältlich – so etwa der Gin Tonic zu 75 Cents! Gar ein spezieller «De Lijn» Jubiläums-Gin» wurde kreiert.

Vor allem aber: Für das ganze Jubiläumsjahr gilt bei Holland America Line ein «Anniversary Sale» mit bis zu 45 Prozent Ermässigung auf die reinen Kreuzfahrt-Tarife und weitere Vergünstigungen. Zudem wurde das Angebot besonderer «Legendary Voyages» mit längeren Reiserouten rund um den Globus erhöht.

Das Flaggschiff Rotterdam (VII)
Music-Walk ©BE

Am Tag nach den Festivitäten in Rotterdam stach die Rotterdam zu einer 5-tägigen Jubi-Fahrt nach Oslo, Kopenhagen und Amsterdam in See. Das Schiff war ausgebucht, nebst vielen Holländern waren auch Schweizer Gruppen an Bord.  

Die Rotterdam VII nahm 2021 als dritte Einheit der Pinnacle-Klasse (Koningsdam 2016, Nieuw Statendam 2018) den Betrieb auf. Die mittelgrossen Premium-Schiffe sind mit je 99’800 BRZ vermessen und bieten Platz für 2668 Gäste.

Ein klassisches, aber modern interpretiertes und elegantes Design bestimmt das Innere der Rotterdam. Auf Effekthascherei wird verzichtet, ebenso auf Rutschen oder andere Spektakel. Dafür besticht das Schiff mit einer grossartigen Sammlung moderner Kunstwerke im Wert von mehr als 4,1 Mio. US-Dollar – sehenswert!

Das grosse World Stage Theater glänzt mit einem 270-Grad-Surrender-Screen, und wie bei den beiden Vorgängerinnen gibt es einen Music Walk, auf dem jeden Abend auf verschiedenen Bühnen Live-Musik geboten wird – ein HAL-USP.

Das musikalische Spektrum reicht von Jazz und Blues im B.B. King’s Blues Club über härteren Sound im Rolling Stone Rock Room bis zu Chart-Hits im Billboard Onboard. Musik für die Generation Woodstock und ein Spiegelbild der Gästestruktur.

Viel Wert wird bei Holland America Line auf die hochstehende Kulinarik gelegt: Nebst dem beeindruckenden, über zwei Decks angelegten Main Dining Room stehen den Gästen verschiedene (zuschlagspflichtige) Spezialitätenrestaurants zur Verfügung.

Rudi’s Sel de Mer ist eine französische Brasserrie mit frischen Meeresfrüchten, im Tamarind wird pan-asiatische Küche zelebriert, der Pinnacle Grill ist ein klassisches Steakhouse, das Canaletto widmet sich der feinen italienischen Küche und der Club Orange ist exklusiv für Gäste des Club Orange.

Weitere kulinarische Treffpunkte sind das zentrale Grand Dutch Café, am Pool das Dive-In und das New York Deli mit Snacks und ein gediegener Lido Market mit thematischen (bedienten) Self-Servicestationen. Und ja: Die Küche darf gelobt werden. Das gilt auch für den Service der mehrheitlich indonesischen Staff.

Markt Schweiz zieht wieder an
Die Rotterdam VII ©BE

An Bord der Rotterdam traf TI auch Michael Ortkemper, seit Januar 2022 Business Development Manager DACH von HAL. Er ist in der Branche auch durch seine früheren Aktivitäten bei Aida und Royal Caribbean bekannt. Der DACH-Markt wird von Rotterdam aus gesteuert mit Nico Bleichrodt als VP International Sales.

«Kurze Kreuzfahrten sind bei Holland America Line eher selten. Die Reederei ist in den DACH-Märkten vor allem mit ihren längeren, speziellen Fahrten weltweit bekannt», sagt Ortkemper. Je nach Fahrtgebiet macht der nordamerikanische Markt zwischen 70 und 80 Prozent der Gäste aus, gefolgt von Grossbritannien, Australien und den DACH-Ländern.

«Wegen der noch vielfach herrschenden Corona-Restriktionen erfolgte im letzten Winter der Restart in Asien nur zögerlich – diese Buchungen fehlten noch», sagt Ortkemper zum Geschäftsgang. Doch inzwischen ziehe die Nachfrage wieder an, er rechnet mit einem DACH-Umsatz für 2023 auf dem Niveau von 2019.

Gut entwickeln sich für HAL in der Schweiz insbesondere Südamerika, längere Karibik-Kreuzfahrten und die Cruise-Land-Optionen in Alaska, im nächsten Winter ziehen wieder Asien und der Pazifik an. Und: «Es wird wieder längerfristiger gebucht», freut sich Ortkemper über die positiven Perspektiven.

Beat Eichenberger