Die neue Luxus-Erfahrung von Explora

Explora Journeys ist die mit grosser Spannung erwartete Cruise-Neuheit des Jahres. TRAVEL INSIDE war an Bord der Shakedown-Cruise mit der Explora 1.
Europäisch-urbaner Look der Lobby auf der Explora 1 ©BE

Eine neue «Luxus-Lifestyle»-Marke stellte die MSC-Gruppe mit Explora Journeys in Aussicht – erfüllt die Explora 1, das erste von insgesamt sechs bis 2028 geplanten neuen Schiffen, die geschürten (hohen) Erwartungen? Auf einer Shakedown-Cruise von Portsmouth nach Kopenhagen konnten sich Vertriebspartner und Medien kürzlich ihr eigenes Bild machen, bevor das Schiff am 1. August zur Jungfernfahrt aufbrach.

Von aussen betrachtet wirkt der auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone gefertigte 63’900-BRZ-Neubau für 922 Gäste mit seinem dunklen Rumpf, dem gradlinigen Aufbau über 14 Decks und dem abgestuften Heck nicht speziell spektakulär oder gar extravagant, sondern eher subtil elegant.

Das gilt auch für den ersten Eindruck im Innern: Ein modernes, europäisches Design zieht sich wie ein Guss über das ganze Schiff und spielt gleichzeitig mit spannenden Interpretationen: So wirkt etwa die Lobby-Halle wie ein exklusiv-urbanes Boutique-Hotel in Mailand oder das Restaurant Fil Rouge wie ein luxuriöses Hauben-Restaurant in Paris.

Der schicke, raffinierte Stil, der smart erdfarbene Töne kombiniert und auf knallige Kontraste oder Effekthascherei verzichtet, ist detailverliebt, elegant und hochwertig umgesetzt. Dieser Eindruck wird durch eine ausgesuchte, designorientierte Möblierung verstärkt, die stimmig das jeweilige Ambiente des Raumes mitprägt.

Der «Ocean State of Mind»
CEO Michael Ungerer ©BE

Dieser durch das Design und die Innenausstattung erzeugte Stil ist ein wichtiges Element der Philosophie, die Explora Journeys anstrebt. «Das ganze Produkt wurde unter dem Aspekt ‘Ocean State of Mind’ entwickelt, der neue Werte des Luxus-Verständnisses aufgreift», erklärte CEO Michael Ungerer an Bord.

«Wir hatten vorgängig über 20’000 Luxus-Reisende weltweit nach ihren Präferenzen befragt. Wichtig sind heute Zeit, Platz und Privatsphäre, keine Hektik oder fixe Programme, dafür eine ruhigere, vertiefte und authentische Reise-Erfahrung sowie Lust auf neue Erfahrungen. Ebenso wichtig ist die Nachhaltigkeit», sagte Ungerer im Gespräch mit TRAVEL INSIDE.

Zur Frage, ob bei über 900 Gästen überhaupt noch wahrer Luxus möglich sei, sagte er: «Einige der besten Hotels in Asien haben 600 oder mehr Suiten, und niemand spricht ihnen den Luxus-Standard ab. Wir haben auf der Explora 1 deren 461 und eine hochkarätige, handverlesene Staff, die zur Hälfte aus der Luxus-Hotellerie an Land kommt». Das Crew-Gast-Verhältnis liegt bei 1 zu 1,25.

Dem besonderen Luxus-Anspruch auf See in Bezug auf die Platzverhältnisse kommt die Explora 1 mit ihren 2500 qm Aussenflächen und über 10’000 qm Innenbereiche ohne Zweifel entgegen. Die Verhältniszahl zwischen der Schiffsgrösse (BRZ) zur maximalen Gästezahl liegt bei knapp 70, was einem hohen Wert entspricht.

An Rückzugsorten mangelt es nicht, alle öffentlichen Räumlichkeiten sind sehr grosszügig konzipiert und so über das Schiff angelegt, dass keine Massenaufläufe entstehen. An Bord gibt es weder ein grosses Theater noch einen Hauptspeisesaal, dafür sechs verschiedene Restaurants sowie zwölf Bars und Lounges – dazu gleich mehr.

Entflechtend wirkt auch, dass sich zwei herrliche Aussenpools auf unterschiedlichen Decks am Heck befinden, darunter ein Infinity-Pool, und einer oben voraus (for adults only). Zudem steht oben mittschiffs ein grosser überdachbarer Innenpool zur Wahl – wie überall mit edlen Liegen. Auch an Innen- und Aussen-Whirlpools mangelt es nicht. «Wir bringen die Gäste mit dem Ozean in Einklang», so Ungerer.

Suiten als «Zuhause auf See»
Ocean Terrace Suite ©BE

Grosszügigkeit und Komfort bestimmen auch die Suiten – alle aussen mit Balkon. «Auch hier sollen sich die Gäste wie zu Hause fühlen», sagte Jason Gelineau, Head of Product. Die «kleinste» Kategorie, die Ocean Terrace Suites, sind mit 35 qm vermessen (inkl. Balkon), die Ocean Terrace Grand Suites mit 39 qm.

Die grösseren Suiten sind die Ocean Penthouses (zwischen 43 und 68 qm) und die Ocean Residences (zwischen 70 und 149 qm), zum Teil gar mit eigenem Whirlpool auf der Terrasse. Gar auf 280 qm kommt die Owner’s Residence (inklusive 125 qm Aussenterrasse) mit allem Brimborium eines aussergewöhnlichen Luxus-Apartments.

Jede Suite verfügt über einen begehbaren Kleiderschrank mit Schminktisch und Dyson-Haartrockner, individuell einstellbare Fussbodenheizung, grosse Dusche und Mandala-Produkten im Badezimmer, induktive Ladestationen am Bett, Minibar, die nach den Wünschen der Gäste befüllt wird, Espressomaschine etc. Ein 24-Stunden Gästeservice ist selbstverständlich, das In-Suite-Dining glänzt mit einer sehr vielfältigen Karte.

78 miteinander verbundene Suiten ermöglichen es mehrköpfigen Familien, sich ein eigenes «Reich auf See» zu gestalten. Ein Nautilus Club für Kinder und Teenager sowie besondere Destination Experiences (Ausflüge) sind weitere Elemente für eine Reise, die mehrere Generationen gemeinsam unternehmen möchten.

Gastronomie mit hohen Zielen
Restaurant Fil Rouge ©BE

«Ocean State of Mind» geht auch durch den Magen. Für das kulinarische Konzept ist der Franzose Frank Garanger als Head of Culinary verantwortlich, der zuvor u.a. bei Oceania die bestbekannte hochstehende Kulinarik entwickelte. «Bei Explora wollen wir die nächsten Schritte umsetzen», setzt sich der Profi hohe Ziele. Über die Hälfte der 120 Köche an Bord arbeiten schon seit Jahren mit ihm.

Eine maximale Produkte-Qualität, Authentizität, Nachhaltigkeit und in jedem der sechs Restaurants auch vegetarische Gerichte sind einige Eckwerte. Das Sakura bietet feinste panasiatische Küche inklusive Sushi, der Marble & Co Grill ist ein überaschendes europäisches Steakhouse, das Fil Rouge wartet mit hochstehender, französisch inspirierter Küche auf und der freundliche Med Yacht Club mit Speisen rund um das Mittelmeer.

Die getesteten Gerichte verdienen durchs Band das Prädikat «hervorragend», so etwa das 20 Tage gelagerte französische Aubrac-Rindsfilet im Marble & Co Grill, das zartweich und perfekt gegart auf den Tisch kam, oder die köstliche Langouste Thermidor mit Pilzen im Med Yacht Club.

Aussergewöhnlich ist das Anthology, wo eine exquisite Küche von ausgesuchten Gastköchen zelebriert wird, so derzeit vom italienischen Meisterkoch Mauro Uliassi. Als einziges Restaurant ist das Anthology zuschlagspflichtig (190 Euro), alle anderen Restaurants sind im All-inklusive-Preis inbegriffen. Bei den Getränken tragen nur besondere Weine und spezielle Spirituosen ein Preisschild.

Schliesslich noch der ungezwungene, aber feine Emporium Marketplace, ein Buffet-Restaurant, wo man aber nicht selbst zugreift, sondern an der Theke bedient wird. An 18 Stationen stehen köstliche, frisch zubereitete Speisen aus der ganzen Welt zur Wahl. Tipp: Eine Crêpe Suzette mit Eis gibt es ganztags nebenan am Innenpool.

Das gute Luxus-Leben
Malt Whisky Bar ©BE

Jede Lounge und Bar hat ihre eigene Persönlichkeit. Speziell erwähnenswert ist etwa die in einem grosszügigen «Wohnzimmer-Stil» eingerichtete Journeys Lounge, wo Vorträge oder Live-Musik geboten wird. Die lichtdurchflutete Explorer Lounge bietet einen prächtigen 270-Grad Blick voraus, noch höher herrlich im Freien auf Deck 14 gelegen ist die Sky Bar. Hochwertige Malts und Cocktails gibt es in der stimmigen Malt Whisky Bar, zentrale Treffpunkte sind das Crema Café und die Lobby Bar.

Dort, in der Lobby-Halle, sieht es aus wie an der Züricher Bahnhofstrasse: Erstmals an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gibt es einen Rolex-Shop, gesäumt von Cartier und Piaget – alle mit teuren Uhren im Angebot. Gegenüber sind im Journey-Shop weitere Top-Produkte wie Kleidung oder Sonnenbrillen erhältlich.

Wer nach Drinks und Shopping Erholung sucht, ist im weitläufigen Wellness- und Fitness-Bereich gut bedient. Der luxuriöse Spa mit Indoor- und Outdoor-Flächen erstreckt sich über rund 1000 qm und wartet mir allen erdenklichen Einrichtungen und Angeboten auf – «Ocean State of Mind» versteht sich hier von selbst.

Neue Formen der Unterhaltung
Candellight Evening ©BE

Neue Wege geht man bei Explora Journeys insbesondere auch in Sachen Unterhaltung. «Wir möchten die Gäste nicht zum Konsumieren eines bestimmten Programms anhalten, sondern ihnen die Wahl lassen, an gänzlich unterschiedlichen Aktivitäten und Darbietungen teilzunehmen», erklärte CEO Ungerer.

Es gibt keine Shows und Grossanlässe, dafür spielt Live-Musik eine recht grosse Rolle. Hier tritt mal eine Band auf, dort eine Sängerin oder an einem der drei Steinway-Flügen an Bord ein Pianist. Ein Candellight-Musikabend in der Journey Lounge ist ebenso im Programm wie ein DJ-Set am Pool.

Spannend ist das vielseitige Angebot an Vorträgen und Präsentationen: Dieses reicht thematisch von lokalen Besonderheiten an der nächsten Destination über Wissenswertes zu Kunst und Fotografie (an Bord gibt es auch eine Kunst-Galerie) bis zu Lifestyle-Themen aller Art. Auch Experten wie der Abenteurer Mike Horn gastieren mal an Bord, der die Gäste über das Eis von Grönland führen wird.

Das «Ocean State of Mind»-Programm umfasst auch eine Koch-Schule oder besondere Sport- und Fitness-Aktivitäten wie Yoga an frischer Luft beim Sonnenaufgang. Kurz: Die Unterhaltung definiert sich bei Explora über Erlebnis und neue Erfahrungen und nicht über Shows und Spektakel.

Der Nachhaltigkeit verpflichtet
Kapitän Serena Melani ©BE

Für CEO Ungerer ist klar: «Gerade die Luxus-Kreuzfahrt ist gefordert, in Sachen Nachhaltigkeit eine führende Rolle zu spielen». Während die Explora 1 und 2 noch mit schwefelarmem Marinediesel und Katalysator unterwegs sind, werden die darauf folgenden Schiffe Flüssigerdgas (LNG) verwenden.

«Die neuen Motoren ab der Explora 3 werden auch grünes Methanol nutzen können und keinen Methanschlupf mehr provozieren», so Ungerer weiter. Da LNG grössere Tanks erfordert, werden die Schiffe 19 Meter länger und erhalten rund ein Dutzend mehr Suiten. Auch der Einbau von Batterien wäre möglich, sobald diese mehr Leistung bieten.

Die Explora 5 und 6 werden zusätzlich mit einer Brennstoffzelle ausgestattet, die von Wasserstoff gespiesen wird. Ungerer geht davon aus, dass bis in einigen Jahren reiner Wasserstoff an Bord mitgeführt werden kann, was doch erstaunt.

«Das alles bedingt sehr aufwendige Zusatz-Investitionen, doch die Eigner-Familie Aponte ist gewillt, diesen Weg zu gehen. Das klare Ziel des Unternehmens ist es, bis 2050 klimaneutral unterwegs zu sein», sagte Ungerer.

Zum Schiff reichte Kapitänin Serena Melani noch eine nette Anekdote bei: «Vor den ersten Sea Trials hatte ich Schmetterlinge im Bauch wie vor einer neuen Bekanntschaft: Wie reagiert das Schiff wohl, was sind seine Besonderheiten?». Doch dies habe sich rasch gelegt, die Manövrierbarkeit der Explora1 sei hervorragend – «jetzt sind wir gute Freunde», sagte Melani lachend.

Ein neues Zielpublikum im Visier
Norbert Stiekema ©BE

Norbert Stiekema, zuletzt bei Cruise Saudi im Dienst und im hiesigen Markt noch von seiner Zeit bei Costa bekannt, wurde im März 2023 zum Chief Commercial Officer von Explora ernannt. Er stellte an Bord kurz die Routen der Explora 1 vor, die nun nach Nordeuropa, dann über Grönland zum Indian Summer in Kanada, in die Karibik und bis nach Hawaii und schliesslich zurück nach Europa führen.

«Nischenziele abseits der Massen, längere Aufenthalte, auch mal über Nacht, und spezielle Ausflüge mit engem Bezug zur lokalen Bevölkerung zeichnen Explora aus», erklärte Stiekema. Die All-inklusive-Tagespreise pro Person liegen je nach Route bei rund 650 Franken. «Wir wollen den richtigen Gast zum richtigen Preis und nicht unbedingt jedes Bett füllen», sagte CEO Ungerer zur Preisphilosophie.

Das Zielpublikum skizzierte Sebastian Selke, der in der Schweiz auch für die Vermarktung von Explora verantwortlich ist und mit 13 Schweizer Vertriebspartnern an Bord der Shakedown-Cruise war, wie folgt: «Explora spricht ein eher urbanes, reisefreudiges und an neuen Entdeckungen interessiertes Publikum an, das ebenso die Ruhe und den exquisiten Komfort eines eleganten Boutique-Schiffs schätzt».

Die bisherigen Buchungen stammen gemäss Ungerer zur Hälfte aus Europa und zur anderen Hälfte aus dem amerikanischen und internationalen Markt – «darunter sehr viele Gäste, die noch nie auf Kreuzfahrt waren, ein Markt, den wir gezielt ansprechen wollen». Die Frage nach dem Buchungsstand kommentierte er aufgeräumt und ohne weitere Details zu verraten so: «Wir können uns nicht beschweren».

Beat Eichenberger, Kopenhagen